Samstag, 9. Mai

Nachdem wir uns aller Sorgen entledigt haben (daher kommt der Begriff "ent – Sorgen"), fahren wir über eine landschaftlich wunderschöne Strecke. Man verläßt Siena durch die Porta Fontebranda in Richtung Grosseto, biegt dann rechts ab auf die S.S. 73 Richtung Massa Marittima und folgt ihr ins Merse-Tal nach Südwesten. Vorbei an den Abhängen der dicht mit Steineichen bewaldeten Montagnola und teilweise in engen Schleifen entlang der Ostausläufer der Colline Metallifere, gelangt man schließlich nach San Galgano, der seit dem 18. Jahrhundert von den Mönchen verlassenen Abbazia (Abtei), die heute leider nur noch eine Ruine ist, aber zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten der Toskana gehört.

Die Abbazia San Galgano wird von vielen als das bedeutendste gotische Bauwerk Italiens angesehen. Sie wurde im 12. Und 13. Jahrhundert von den Zisterziensern erbaut. Diese gelangten erst relativ spät in die Toskana. Die Abtei von San Galgano war ihre erste (und einzige) Neugründung im Gebiet der Toskana, da die Zisterzienser üblicherweise bereits bestehende Klosteranlagen der Benediktiner (wie zum Beispiel San Salvatore am Monte Amiata oder San Salvatore bei Settimo) bezogen. Die Mönche von San Galgano gelangten sehr bald zu großem Landbesitz. Sie wurden mit Notariats- und Verwaltungsarbeiten betraut und spielten eine führende Rolle beim Dombau in Siena. Mit dem Bau der Kirche begannen sie 1224 nach dem Vorbild der Mutterkirche von Casamari in Latium. Diese lehnte sich ihrerseits eng an die burgundische Bauweise an. So ist San Galgano nach dem üblichen Schema der Zisterzienserkirchen angelegt. Sie besteht aus drei Schiffen, einem Querschiff und einer flach schließenden Chorkapelle auf der Form eines lateinischen Kreuzes. Als Besonderheit schließt sich an das Querschiff der westlichen Seite ein Nebenschiff an. Der Wandaufbau des Mittelschiffs ist nicht einheitlich. Der ältere Ostteil ist viergeschossig: Auf die Arkadenzone folgt das Triforium, darüber spitzbogige Fenster und zuoberst Rundfenster. Im Westen hingegen ist der Wandaufbau nur dreigeschossig. Eine weitere Eigenart zeigt sich in der Verwendung von zwei Baumaterialien: von Travertin für die tragenden und gliedernden Teile und von Ziegelsteinen für den Maueraufbau und die Gewölbe. Im traditionellen Zisterzienserstil errichtet stellt die Kirche in Mittelitalien eine Art einzigartigen Fremdkörper dar. Doch mit diesem Bau wurden zum ersten Mal gotische Stilelemente in der Toskana eingeführt, obwohl sich die französische Gotik in der Toskana nie etabliert hatte.



Der Verfall der Abtei begann zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Ende des 18. Jh. stürzten die Gewölbe und der Glockenturm ein. Vom Konventsgebäude blieb nur wenig erhalten: der Kapitelsaal, dessen Rippengewölbe auf niederen Säulen ruht, das Refektorium und Teile des Kreuzgangs.

1961 bekam ein Zisterziensermönch aus Rom die Erlaubnis, nach San Galgano überzusiedeln und die Abteiruine wieder zum Leben zu erwecken. Er baute ein paar Zellen aus und begann damit die Wiederbelebung des Klosters für den Nonnenorden der Olivetaner, der San Galgano zu einem Ort der klösterlichen Abgeschiedenheit erklärte. Eine kleine Werkstatt (u.a. Ikonenmalerei und Stickerei) wurde eingerichtet, und ab und zu tönt Musik durch die beeindruckende Ruine, denn gelegentlich werden hier kleine Konzerte gegeben.

 

Die Legende vom Heiligen Galgano

Wir fahren weiter auf der S.S. 73 in Richtung Grosseto. Der Streckenabschnitt zwischen San Galgano und Terzo ist besonders schön. Nun sind wir in der Maremma, die sich südlich von Grosseto entlang der Küste und landeinwärts bis zur Grenze zum Latium erstreckt. In Alberese befindet sich der Eingang zu einem der schönsten Naturparks der gesamten Region. Der Parco Naturale Monti dell`Uccellina ist das Revier halbwilder Pferde und freilebender weißer Rinder. Östlich davon findet man Zeugnisse alter Kulturen: kleine verwunschene Städtchen, wie z.B. die Orte Sorana, Sovana und Pitigliano, die zur Etruskerzeit und noch einmal im Mittelalter in Blüte standen. Die Maremma hat in Saturnia außerdem noch eine Besonderheit zu bieten: hier sprudelt eine 37,5 Grad warme Schwefelquelle.

Ab Grosseto fahren wir ein kurzes Stück auf der Autobahn, die wir bei Fonteblanda wieder verlassen und in Richtung des Ortes Talamone fahren. Dort, am Südzipfel der Monti dell‘ Uccellina, gelangen wir erstmals wieder ans Meer. Der dortige Campingplatz (International Camping Talamone, I-58010 Talamone, Tel. 0564-8870068) gefällt uns erst auf den zweiten Blick – nämlich nach einer ausgiebigen Platzbegehung. Er liegt in einem Olivenhain und ist wunderschön angelegt. Von der Pool-Terrasse hat man einen herrlichen Blick auf den Golf von Argentario.

Am Abend kommen wir hier in den Genuß (???) eines Karaoke-Konzertes mit italienischen Gesangsstars – o jeh!

Sonntag, 10. Mai

Nach einem ausgedehnten Sektfrühstück (Günther hat Geburtstag) faulenzen wir lesend am großen Pool und genießen den traumhaften Panoramablick.

Am Nachmittag schwelgen wir in Apfelstrudel mit Vanilleeis.Nicht gerade italienisch, aber lecker! Mia figura, dov’e mia figura?

Montag, 11. Mai

Tagesparole: Noch mal faul sein!

Wir bemühen uns, den Rekord im Dauerlesen zu brechen und genießen die unglaubliche Ruhe am Pool – kein italienischer Dauercamper weit und breit! Warum sind Dauercamper eigentlich immer besonders laut? Würde sich lohnen, darüber einmal eine Doktorarbeit zu schreiben. Am Wochenende fallen dieselben hier  in Horden ein, und der Lärm ist höllisch!

Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Roller nach Talamone. Wir erklimmen das mächtige Castello (Ruine) - hier oben hat man einen herrlichen Blick -   und schlendern durch den verschlafenen Ort. Der reizvolle Fischerhafen hat im Laufe der Jahrhunderte viele Herren gesehen: von den Etruskern und den Römern über die Sienesen bis zu den Spaniern. Einen Laden, in dem wir unsere Einkäufe tätigen können, finden wir leider nicht. Das Brot, das im Campingplatz-Shop angeboten wird, kann man in der Pfeife rauchen (ich übernehme aber keine Garantie dafür, daß es da schmeckt), darum müssen wir weiter nach einem Bäcker oder einem Supermarkt suchen. In Fonteblanda, einem ziemlich unansehnlichen Ort östlich von Talamone, der aber immerhin über 3 Lebensmittelgeschäfte verfügt, werden wir mühsam fündig – wir ergattern die letzten 4 Panini und ein Stück Brot. Was lehrt uns das? – Hier muß man früher am Tag einkaufen gehen!

Dienstag, 12. Mai

Die Erkundung der Halbinsel Monte Argentario steht heute auf unserem Urlaubsprogramm. Gegen 10 sitzen wir auf unserem Roller und düsen los.

Ursprünglich war Monte Argentario eine Insel. Aber im Laufe der Jahrhunderte haben sich Ablagerungen von Schlamm und Geröll der Flüsse und Meeresströmungen gebildet und die Insel durch die beiden Landzungen Feniglia und Gianella mit dem Festland verbunden. So entstand inmitten dieser Landzungen die Lagune von Orbetello.
Die Halbinsel ist sehr gebirgig (punta telegrafo 635 meter) und von Wäldern bedeckt. Dazwischen erkennt man die Weinanlagen die nach und nach in Terassierung gebaut wurden.
Die Küsten von Monte Argentario sind hoch und felsig mit kleinen Stränden und Buchten. Früher beschränkte sich die Wirtschaft ausschließlich auf den Fischfang, während heutzutage der Tourismus an erster Stelle steht.
Auch das Innere dieses Gebietes hat eine bemerkenswerte Landschaft und bietet sich durch schöne Wege und Strecken bestens zum Trekking an.

Wir durchqueren Orbetello, ein Städtchen, das an der Spitze einer Landzunge liegt, die sich vom Festland aus vorschiebt und seit dem vorigen Jahrhundert mit Monte Argentario durch einen Damm verbunden ist (eindrucksvolle Festungsanlage aus dem 16./17. JH., Dom aus dem 14. Jh.).

n Porto Santo Stefano (mit spanischer Festung aus dem 17. Jh.), dem größten Ort der Gemeinde Monte Argentario und zugleich Touristenmagnet, biegen wir ab auf die Panoramica, eine Straße, die rund um die Insel führt und herrliche Ausblicke auf die malerische Felsküste des Monte Argentario bietet. Im ADAC-Führer ist von einem Stück Schotterstraße die Rede, und so überrascht uns das schmaler und holperiger werdende Wegstück nicht – aber es soll noch ziemlich heftig werden... Schließlich artet unsere Sightseeing-Tour in eine Motocross-Fahrt aus, aber Günther meistert alle Tücken mit Bravour. Mitten in der herrlichsten Bergeinsamkeit stoßen wir dann auf eine Straßensperre – hier ist die Straße vor kurzem einfach den Berg hinuntergerutscht. Unser Roller wird über den verbliebenen, äußerst schmalen Randbereich der Straße geschoben - the tour can go on.

Am Ende unserer Rundfahrt – es ist inzwischen schon fast 14 Uhr durchqueren wir Port‘ Ercole, einen etwas mondäneren Ferienort, der überragt wird von einer Burg und 3 Forts aus dem 16. Jahrhundert. In der Pfarrkirche ist der Maler Caravaggio begraben, der nach einem abenteuerlichen Leben am Strand von Port‘ Ercole gestorben ist.
Wir haben Hunger und Durst und suchen ein Ristorante, in dem wir diese drängenden Bedürfnisse befriedigen könnten. Doch weder in Port‘ Ercole noch in Orbetello finden wir ein geöffnetes Ristorante, das unseren Ansprüchen (Meerblick, schönes Ambiente) genügen könnte. Also fahren wir nochmals Richtung Porto Santo Stefano und entdecken kurz vor dem Ortseingang rechts ein hübsches Restaurant mit Terrasse am Meer. Die Preise sind gepfeffert, das Essen schmackhaft, die Auswahl auf der Karte allerdings etwas dürftig. Meinen Fisch darf ich mir unter drei Kameraden, die man mir zur Auswahl bringt, aussuchen. Ich entscheide mich spontan für den mit dem melancholischsten Blick.

Am Nachmittag sind wir wieder auf dem Campingplatz.

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Tip für andere Wohnmobilisten: Die Panoramica kann nicht mit einem Wohnmobil befahren werden (jedenfalls nicht die gesamte Strecke).

 

Mittwoch, 13. Mai

Heute ist Wandern angesagt! In Alberese (ca. 15 km nördlich von Talamone), einem modernen Bauerndorf, das im Zuge der Trockenlegung der Maremma entstanden ist, befindet sich der Eingang zu einem der schönsten Naturparks der gesamten Region. Der Parco Naturale Monti dell`Uccellina ( http://www.comunic.it/PARKS und

http://www.maremma.it ) ist das Revier halbwilder Pferde und frei lebender weißer Rinder. Zum Schutz der Tierwelt ist der Zugang zum Naturschutzgebiet reglementiert. Im Sommer (15. Juni - 30. Sept.) wird der Park täglich für Besucher geöffnet, aber in diesem Zeitraum ist nur die Teilnahme an geführten Rundgängen erlaubt. In den anderen Jahreszeiten kann man das Gebiet nur Mi, Sa und So besuchen (jeweils von 9 Uhr bis Sonnenuntergang), dafür darf man jedoch individuelle Touren durchführen.

Im Park gibt es natürlich keine Restaurationsbetriebe oder Kioske. Folglich haben wir, als wir morgens unseren Roller besteigen, in weiser Voraussicht in unseren Rucksäcken alle überlebens-wichtigen Dinge, die wir im Laufe des Tages brauchen könnten, verstaut (nur keine Filme und Badesachen – was sich aber erst im Park herausstellt). Wir fahren nach Alberese, wo man die Tickets für den Parkbesuch kaufen kann. Vom Parkeingang fährt stündlich ein Bus einige Kilometer in den Park nach Pratini, dem besten Ausgangspunkt für Wanderungen. Es gibt detaillierte Wanderkarten und Beschreibungen zu kaufen. Eine kleine Informationsbroschüre ist im Eintrittspreis enthalten; sie ist meiner Ansicht nach ebenso effektiv wie ihre nicht gerade billigen „Verwandten" und ist auf Anfrage auch in deutscher Sprache erhältlich.

Wir fahren gemeinsam mit einer Schulklasse los und haben die Befürchtung, daß die Wanderwege ziemlich stark frequentiert sein werden. Zu unserer Freude „verlaufen" sich die Wandersleut‘ jedoch auf den diversen Touren, so daß wir streckenweise ganz allein auf den Wanderwegen sind. Im Maremma-Nationalpark steht auf einer Fläche von 70 km2 kein bewohntes Haus. Nur einige mittelalterliche Wachttürme und die Ruinen eines Klosters zeugen von einstiger spärlicher Besiedlung. Nirgendwo sonst auf dem toscanischen Festland läßt sich in vergleichbarer Weise erleben, wie die Mittelmeerküste vor der touristischen Erschließung aussah. Die wenigen Bewohner dieser Gegend hatten es in der Vergan-genheit nicht leicht: Die Maremma war ein in mehrfacher Hinsicht ziemlich ungesundes Sumpfgebiet, in der die Malaria und Seeräuber ihr Unwesen trieben. Die Piraten verschwanden etwas früher als die Malaria, die man erst in den Griff bekam, als das Gebiet im 19. Jh. trockengelegt wurde.

Die Orientierung im Park ist einfach. Die Wege sind gut beschildert, so daß man unter gleichzeitiger Zuhilfenahme der Wegeskizze, die man am Ticketschalter bekommen hat, keine Probleme hat. Wir haben uns nach dem Studium der verschiedenen Routen für eine Kombination aus der Tour de Torre (itinerario A2 – 5,5 km, 3 Std., nicht schwierig, verlangt jedoch in der Nähe der Abhänge etwas Vorsicht) und der Tour de Grotte (A3 – 8,5 km, 4,5 Std., leicht, in der Ebene, man sieht den Kanal Scoglietto-Collelungo, den großherzoglichen Pinienwald und die Grotten) entschieden.

Bei dieser Kombination erlebt man auf einer rund 5 Std. (zuzüglich der Pausen) dauernden Wanderung herrliche Panoramen und eine abwechslungsreiche Vegetation.

Wanderbeschreibung und Karte

Der erste Höhepunkt der Wanderung - im wahrsten Sinne des Wortes - ist der Torre Collelungo, von dem man einen herrlichen Panoramablick auf den Naturpark mit dem Canale Scoglietto-Collelungo hat.

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Lange halten wir uns auf dieser Anhöhe nicht auf, denn es wird langsam heiß, die Sonne steht schon fast senkrecht über uns, und hier oben gibt es keinen Schatten. Es geht nun steil bergab und schließlich durch einen angenehm schattigen Pinienwald, in dem Günther gerne gerastet hätte. Eingedenk der Tatsache, daß wir unsere Badesachen vergessen haben und wir darum entweder in Unterwäsche oder ganz ohne schwimmen gehen müssen, wandern wir lieber gleich zum Strand – bevor die diversen Schulklassen, die sich um die Mittagszeit picknickend in den schattigen Waldzonen vergnügen, dort ankommen.

Am Strand finden wir eine verfallene Holzbude, bei der wir uns nieder- und unsere Hüllen fallen lassen. Das Wasser ist erstaunlich warm und tut guuuut! Der Strand ist lang und breit, und die wenigen anderen Badegäste sind zum Glück nicht in deutlicher Sichtweite.

Wir lassen uns von der Sonne trocknen, trinken Vino Rosso und genießen Käse und Brot.

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Nach der Mittagsrast wandern wir parallel zum Kanal (wir sind jetzt auf dem Wanderweg A3, der Grottentour) zu den Etruskerhöhlen, die erstaunlich groß sind. Bei der Holzbrücke, die zur Grotte führt, entdecken wir Wasserschildkröten im Wasser des Kanals. Begierig schnappen sie nach unseren Brotresten, von denen wir uns großzügig trennen. Im Nu sind auch einige große Fische auf dem Plan, die sich mit den Schildkröten um das feine Dinner kloppen. Der Weg führt uns dann zurück zum Strand, diesmal direkt am Kanal entlang, begleitet vom Quaken der Frösche und Platschen der springenden Fische, die den Kanal in Mengen bevölkern.

Gegen 16 Uhr sind wir auf dem Rückweg zur Haltestelle des Busses. Zum Schluß kommt noch einmal eine ordentliche und stetige Steigung durch einen großen Olivenhain. Die Sonne knallt auf uns nieder, und wir freuen uns über jeden schattigen Flecken.

Wieder in Alberese genehmigen wir uns in einer Bar ein Gelato, kaufen Ansichtskarten und düsen anschließend mit unserem auf dem Parkplatz des Ticketbüros fest angeketteten Roller (wir wissen, warum!) wieder nach Talamone zurück.

Unser erster Gang auf dem Campingplatz führt natürlich zum Pool, in den wir uns mit Wonne versenken. - Ein Campingplatz, der nicht direkt am Meer liegt, ist schon ein Kreuz, aber dieser hier hat wenigstens eine sehr schöne Alternative zu bieten.

Donnerstag, 14. Mai

Großer Markt in Grosseto! Roller sei Dank, wir fahren zum Markt, der wirklich riesig ist. Ich schwelge in italienischen Schuhen und Blusen! Alles, was das Herz begehrt, wird hier verscherbelt.

Anschließend fahren wir noch nach Marina di Alberese und schauen   uns hier ein wenig um - na ja! Nur die Pinienallee auf dem Weg dorthin, ist wirklich sehenswert!

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Am Abend speisen wir – wirklich lecker – im Camping-Ristorante und schlürfen dazu Vino Rosso vom Monte Argentario.

Freitag, 15. Mai

Talamone ade, wir haben Fernweh!


Wir fahren weiter. Jetzt geht es wieder nach Norden. Eigentlich wollen wir ja jetzt zu den Cinque Terre, aber wir können doch nicht einfach an Pisa vorbeifahren... Also biegen wir gegen Mittag nach Marina die Pisa ab, um uns dort einen Stellplatz auf einem der vielen angekündigten Campingplätze zu suchen.
Nachdem wir einen Blick – voller Abscheu – auf die Plätze in Marina di Pisa geworfen haben (der einzige annehmbare ist geschlossen), entscheiden wir uns für den Campingplatz im Zentrum von Pisa: „Torre Pendente", wo wir einen ganz netten Stellplatz im „Chambre separée" (etwas separater Platzteil) auf grüner Wiese finden.

Pisa: Die ersten Siedlungen in Pisa und seine Größe sind seiner besonders günstigen Lage zu verdanken: am Arno gelegen, einer Wasserstraße, die in diesem Gebiet die Küste erreicht, hatte Pisa die Möglichkeit, Handel auf dem Mittelmeer zu betreiben. Im Jahre 1604 beginnen die Pisaner mit dem Bau der Kathedrale. Die Errichtung der Taufkapelle und des Glockenturms Ende des XII. Jahrhunderts und die darauffolgenden Bauten des Krankenhauses und des Monumental-Friedhofs um die zweite Hälfte des XII. Jahrhunderts beenden den grossen architektonischen und städtebaulichen Plan des Domplatzes. Während dieser Zeit wird viel Kunst in Pisa "produziert". Bedeutende Künstler sind z.B. die Bildhauer Nicola und Giovanni Pisano.

Pisa ist keine Industriestadt, auch wenn sie durch ihren Flughafen eine wichtige Rolle als Verbindungsknotenpunkt spielt. Die Modernität dieser alten Stadt liegt eher in ihrer Tradition als Studienzentrum. Ihre Universität (im Jahre 1343 gegründet) steht auf vielen Gebieten der wissenschaftlichen Forschung an erster Stelle.

Am Nachmittag spazieren wir in knapp 10 Minuten zum Schiefen Turm, der seit unserem letzten Besuch noch kein bißchen weniger schief neben dem Dom und dem Baptisterium steht. Im Jahre 2010 soll er nach den Berechnungen der Fachleute umfallen, aber zur Zeit arbeitet man mit Hochdruck an seiner Rettung. Günther erklärt mir die Rettungsaktionen mit fachmännischem Engagement, und ich lausche andächtig und ehrfürchtig.

Anschließend statten wir dem Dom einen Besuch ab (3000 Lire!!- Die spinnen, die Pisaner!).

Dumo Santa Maria Assunta: Der Dom ist eine fünfschiffige romanische Säulen-Basilika mit Emporen. Der Kreuzgrundriß ist 95 m lang und 73 m breit. Weiterhin besitzt er ein dreischiffiges Querhaus und eine elyptische Kuppel. Mit dem Dombau wurde nach dem Seesieg über die Sarazenen (1063) begonnen. Im 12. Jh. wurde das Langhaus nach Westen verlängert. Sehenswert sind die Pisano-Kanzel und die kostbaren Bronzetüren, vor allem die Porta Ranieri von Bonanno.

Westlich vom Dom steht das gewaltige Baptisterium, das eine der größten Taufkirchen der Welt ist. Mit dem Bau, der einen Umfang von 107,5 m aufweist, wurde 1152 begonnen. Fast 55 m hoch, beeindruckt es durch seine Akkustik. Im Inneren sind das achteckige Taufbecken und reichhaltige Verzierungen sehenswert.

Nach einem Bummel durch die Altstadt finden wir ganz in der Nähe des Torre Pendente ein Ristorante, wo wir draußen essen können. Die Eßgeschäft-Konkurrenz ist hier so groß, daß die Lokale zum Teil kein Geld für Gedeck und Bedienung nehmen. Wir essen gut und relativ preiswert und beobachten mit großem Vergnügen das geschäftige Treiben der Menschen auf der Straße.
 


nächstes Ziel unserer Reise: die Cinque Terre