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Wikipedia-Informationen

zur bretonischen Geschichte

Geschichte

Steinzeitliche Pfeilspitze aus der Bretagne

Die Bretagne war bereits im Paläolithikum besiedelt, was vereinzelte Werkzeugfunde aus der Acheuléen-Kultur belegen. Aus dem Mesolithikum sind nur wenige Spuren menschlicher Besiedelung, nämlich vor allem Schaber der Moustérien-Industrie, bekannt, während Felsmalereien und behauene Feuersteine fehlen. Während die Menschen bis dahin von der Jagd, vom Fischfang und vom Sammeln gelebt hatten, wurden sie ab 5000 v. Chr. sesshaft und betrieben im Neolithikum Viehhaltung und Ackerbau. In dieser Zeit entstanden auch die Megalithanlagen. Die meisten (Dolmen, Tumuli und Menhire) wurden zwischen 4500 und 2000 v. Chr. errichtet beziehungsweise genutzt.

Aus der anschließenden Frühbronzezeit (beginnend zwischen 2000 und 1800 v. Chr.) belegen reiche Grabfunde (Dolchgräber der Serie I und II) Kontakte mit England (Wessex-Kultur), Dänemark und Süddeutschland (Singener Gruppe). In der Bronzezeit war die Bretagne wegen ihrer Metallvorkommen ein wichtiger Handelsplatz, was man aus zahlreichen weiteren umfangreichen Hortfunden schließen kann. Die bretonischen Bronzeäxte mit geraden Schäften (1200 bis 1000 v. Chr.) waren in ganz Nordeuropa verbreitet.[2]

Die in der Bretagne vergleichsweise spät, nämlich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. beginnende Eisenzeit war geprägt von der Einwanderung der Kelten, welche die Bretagne Aremorica beziehungsweise Armorica („Land am Meer“) nannten. Sie verdrängten nicht die gesamte bereits ansässige Bevölkerung, beendeten jedoch die Bronzekultur der Halbinsel vollständig. Während Eisenfunde aus dieser Epoche eher selten sind, zeugen die Keramikfunde von einer vielfältigen Töpfereikultur. Befestigte Siedlungen (Oppida) befanden sich auf Landzungen, Hügeln sowie in umfriedeten Wehranlagen. Im 2. Jahrhundert v. Chr. lebten auf der bretonischen Halbinsel fünf keltische Stämme: die Veneter im Süden, die Osismier im Nordwesten, die Redonen im Osten, die Coriosoliten im Norden und schließlich die Namneten im Südosten. Sie bildeten keine Einheit, sondern waren zerstritten. Der mächtigste Stamm unter ihnen waren die Veneter, die im 1. Jahrhundert v. Chr. alle anderen Stämme beherrschten. Sie standen an der Spitze des Bundes aller bretonischen Stämme, die den Römern ab 58 v. Chr. Widerstand leisteten.

Im Jahr 56 v. Chr. besiegte Iulius Caesar mit seinen Legionen nahezu die gesamte venetische Flotte in einer verheerenden Seeschlacht und beendete damit die wirtschaftliche Blüte dieses Stammes ebenso wie die gallische Vorherrschaft in der Schifffahrt. Die Romanisierung der Bretagne begann unmittelbar nach der Eroberung und bestand neben dem Siegeszug römischer Administration, Architektur und Straßenführung in erster Linie in der Gründung römischer Städte wie Nantes, Rennes, Vannes, Carhaix-Plouguer und Corseul. Beendet war sie jedoch erst gegen Ende der Spätantike. Zu diesem Zeitpunkt war auch die keltische Sprache Galliens, das Gallische, vermutlich fast vollständig verschwunden.

Bretonische Einwanderung

Schon zur Zeit der römischen Kolonisation hatten intensive Kontakte zwischen der aremoricanischen Halbinsel und der britischen Insel bestanden. Im späten 4. Jahrhundert gehörten die befestigten Städte und Kastelle an der Küste zum Limes der sog. Sachsenküste dessen Besatzungen unter dem Befehl eines Dux tractus Armoricani et Nervicani standen.[3] Nach Abzug der römischen Armee zu Anfang des 5. Jahrhunderts, unter Kaiser Honorius, vertrieben die Provenzialen um 409 die römischen Verwaltungsbeamten und erklärten sich für unabhängig.[4] Germanus von Auxerre reiste 437 an den kaiserlichen Hof in Ravenna, um Nachsicht für die Bewohner von Aremorica zu erlangen. Der einflussreiche römische Heermeister Aëtius hatte alanische Truppen zu einer Strafexpedition gegen die dortigen Bagauden entsandt, die sich unter Führung eines gewissen Tibatto erhoben hatten. Die aremoricanischen Stammesführer und Städte schlossen sich in weiterer Folge gegen die angelsächsische Plünderer zu einem Schutzbund zusammen, der bis zur Eroberung des Landes durch den Frankenkönig Chlodwig I. um 500 bestand.

In der Zeit des Niedergangs des Weströmischen Reiches, ab etwa 450 n. Chr., wanderten vor allem christianisierte Waliser auf die bretonische Halbinsel ein. Gleichzeitig dehnten sich die Siedlungsgebiete der noch heidnischen Sachsen, Angeln und Jüten auf der britischen Hauptinsel immer weiter aus. So setzten etwa zwei Jahrhunderte lang in unregelmäßigen Abständen sogenannte Inselkelten in die Bretagne über, um so den unsicheren politischen Verhältnissen ihrer ursprünglichen Heimat zu entkommen. Sie besiedelten und christianisierten Aremorica und brachten ihre Sprache in das bereits lange romanisierte Gallien. Das Bretonische geht also nicht auf das noch zu Caesars Zeiten in der Bretagne gesprochene keltische Idiom zurück. Im Zuge des neuerlichen Wiederauflebens der keltischen Sprache und Kultur wurden der Einfluss der Gallorömer stetig zurückgedrängt, bis sie ihre Vorherrschaft um 580 endgültig einbüßten. François Falc'hun zufolge geht jedoch der bretonische Dialekt, der in der Region um Vannes gebräuchlich ist, noch auf die ursprüngliche keltische Sprache Aremoricas zurück.[5]

Königreich, Karolinger, Herzogtum Bretagne

Festungen und Garnisonsstädte in der Bretonischen Mark
Ungefähre Grenzen des Königreichs Bretagne 845–867

Im Jahr 497 unterwarfen sich die Bretonen dem fränkischen Merowinger-König Chlodwig I., doch die Oberhoheit der Merowinger-Könige blieb sehr lockerer Natur, ehe sie nach der (ersten) Fränkischen Reichsteilung bzw. dem Tod von Chlodwigs Sohn Childebert I. völlig abgeworfen wurde.

Um 600 gründeten die Bretonen nach Machtkämpfen ein Königreich, das 200 Jahre Bestand hatte und erst 799 durch den fränkischen Herrscher Karl den Großen zerschlagen wurde.

Karl machte 786 die östliche Bretagne zur Bretonischen Grenzmark und somit zum Teil des Frankenreichs, erster Markgraf wurde Hruotland. Nach der Teilung des Reichs besiegte der bretonische Graf Nominoë den westfränkischen König Karl den Kahlen 845 in der Schlacht von Ballon und eroberte 850 Nantes. Zum Kerngebiet der historischen Bretagne zählt neben den obengenannten vier Départements seit 851 auch das heutige Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel).

Nach Nominoës Tod (851) kam es wie schon Jahrhunderte zuvor zu Streitigkeiten zwischen den einzelnen Gebieten. Zwar verbündete sich Nominoës Neffe Salomon mit den normannischen Wikingern, und erhielt vom westfränkischen König Karl II. 867 neben dem Königstitel auch noch die Halbinsel Cotentin, um ihn zur Hilfe bei der Abwehr der Normannen zu bewegen. Doch spätestens 930 fiel Contentin, wo sich die Normannen festsetzten, an die Normandie, und 952 musste die Bretagne selbst die Oberhoheit der normannischen Herzöge anerkennen. So endete die Zeit des Königtums in der Bretagne vor der Jahrtausendwende, gefolgt von der Etablierung unzähliger kleinerer Herzogtümer, die ständig um das Land stritten. Demgegenüber stabilisierte sich das Westfränkische Reich als Königreich Frankreich und in der Normandie entstand ein zunehmend in die Bretagne ausgreifendes Herzogtum.

Das Gebiet des Herzogtums Bretagne bewahrte in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Normannen, Franzosen und Engländern noch bis ins 15. Jahrhundert eine relative Selbständigkeit.

Mittelalter und Französische Feudalzeit

Der bretonische Adelige Primauguet kämpfte und fiel für Frankreich in der Seeschlacht vor Brest (1512)

Schließlich konnten die Herzogtümer den Bedrohungen ihrer Nachbarn nicht standhalten und riefen fremde Länder um Hilfe an. Diese waren Frankreich und England, die in folgenden Jahren ihre Herrschaftsansprüche auf die Bretagne geltend machen wollten und auch in den Bretonischen Erbfolgekrieg verwickelt waren, der Mitte des 14. Jahrhunderts 20 Jahre lang tobte. Hierbei gelang es Englands Favoriten Jean de Montfort, die Herrschaft zu erringen und sich als Herzog der Bretagne durchzusetzen. Es folgten Jahre der Blüte und des Wachstums, bis Herzog Franz II. Ende des 15. Jahrhunderts zu einer Schlacht gegen die Franzosen zog und kläglich verlor (1488, St. Aubin du Cormier, Ostbretagne).

Anne de Bretagne (1477–1514), die Tochter Herzog Franz II., war die letzte unabhängige Herrscherin der Bretagne. Sie heiratete nacheinander zwei französische Könige: Karl VIII. im Jahr 1490, und dessen Großcousin und Thronfolger Ludwig XII. 1499. Um die Thronfolge zu gewährleisten und diesbezüglich keinerlei Streitigkeiten zu provozieren, gebar die noch junge Anne bereits in frühen Jahren ihre ersten Kinder (insgesamt elf), von denen jedoch nur drei älter als drei Jahre wurden. Ihre Tochter, Claude de France, heiratete Franz I. Dieser proklamierte auf einer Ständeversammlung in der südbretonischen Stadt Vannes 1532 die offizielle „Angliederung“ an das französische Königreich. Auch noch 400 Jahre später fühlten sich einige bretonische Nationalisten durch den französischen Staat „besetzt“, was sich z. B. in der Sprengung des Vereinigungsdenkmals in Rennes (bret. Roazhon) im Jahr 1932 manifestierte.

Neuzeit

Als Teil der Verschwörung von Cellamare erhoben sich die Bretonen 1718 unter Marquis de Pontcallec. 1720 wurden er und drei Mitverschwörer hingerichtet

Innerhalb Frankreichs kam der Bretagne vor allem eine maritime Bedeutung zu. Ab 1631 avancierte Brest zum besten und am stärksten befestigten Kriegshafen Frankreichs. Die bretonischen Hafenstädte und Küstenorte wurden zur Wiege vieler herausragender Seeoffiziere der Französischen Marine; allein aus Saint-Malo stammten z.B. Jacques Cartier, René Duguay-Trouin, Robert Surcouf oder Martin Fourichon. Aus Brest stammte z.B. der Schiffsbauingenieur Jacques-Noël Sané, aus Fougères der Admiral de Guichen, aus Rennes der Admiral Picquet de la Motte. Als Heimathäfen und Werften der französischen Atlantikflotte waren Brest, Lorient und Saint-Malo seit dem 17. Jahrhundert von hoher strategischer Bedeutung, seit dem 19. Jahrhundert befindet sich in Lanvéoc bei Brest die Französische Marineschule.

Als Provinz Frankreichs bekam die Bretagne das Recht auf eine eigene Ständeversammlung (französisch États). Außerdem gab es einen obersten Gerichtshof der Bretagne, der die Rechte der Bretagne gegenüber der Krone zu wahren hatte. Dieses sogenannte Parlement, das in Rennes zusammentrat, blieb bis zur Französischen Revolution bestehen.

Die Jahre nach der Angliederung waren von hohem Wohlstand und Blüte gekennzeichnet. Dieses traf vor allem auf die Küstenstädte zu, wogegen das Hinterland weiter von Armut und Rückständigkeit gekennzeichnet war. Die Unzufriedenheit äußerte sich in der Stempelpapierrevolte von 1675, einem Aufstand gegen die königliche Besteuerung.

Ab etwa 1700 entwickelte sich allmählich das Neubretonische, was im Wesentlichen der wissenschaftlichen Erforschung der Sprache zu verdanken war. War es in vergangenen Zeiten der französischen Herrschaft schon schwierig gewesen, die bretonische Sprache und Kultur zu erhalten, so spitzte sich alles nach der Französischen Revolution zu. Hatten die Bretonen erst große Hoffnungen damit verbunden, zeigten sich die Revolutionäre nun als erneute Unterdrücker, indem sie die bretonische Sprache und die freie Religionsausübung der dort lebenden Katholiken verboten. Es entwickelte sich eine konterrevolutionäre Guerilla, die Chouans (französisch Waldkauz, weil sich die Mitglieder durch den Ruf dieses Vogels zu erkennen gaben). Ähnlich wie südlich der Loire in der Vendée benötigte die französische Republik viele Jahre und große Truppenkontingente, um des Aufstandes Herr zu werden. Doch die Sprache und Kultur blieb erhalten, getragen von der Mehrheit der Bevölkerung und Gruppen von Unabhängigkeitskämpfern.

Aus Furcht, das Französische könne schlechten Einfluss auf das Bretonische haben, wurde 1898 die „Union Régionaliste Bretonne“ gegründet, welche das Ziel hatte, den Gedanken einer unabhängigen Bretagne populär zu machen. Dazu kam die 1911 gegründete „Fédération Régionaliste de Bretagne“, welche sich für die Autonomie der Bretagne einsetzte und die Zeitung „Breiz Dishual“ (Freie Bretagne) herausbrachte. Beide Gesellschaften mussten jedoch ihre Aktivitäten in den Wirren des Ersten Weltkrieges einstellen.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Im Ersten Weltkrieg zahlten die Bretonen einen hohen Blutzoll an Menschen. Etwa 10 % der Gesamtbevölkerung, also etwa 240.000 Soldaten, kamen ums Leben, das war jeder vierte Bretone, der in den Krieg gezogen war. Im Vergleich dazu verlor nur jeder achte französische Soldat sein Leben. Einer der Gründe für die hohen Verluste auf Seiten der Bretonen war ihr Einsatz an vorderster Front. Der französischen Sprache kaum mächtig, soll es vorgekommen sein, dass sie von ihren französischen Landsleuten erschossen wurden, da diese sie für Spione hielten.

Bedingt durch die hohen Verluste durch den Krieg fühlten sich die Bretonen umso mehr angestachelt, auf ihre Unabhängigkeit zu drängen. Rechte Intellektuelle gründeten die Zeitung Breiz Atao (Bretagne für immer), die für eine freie Bretagne in einem Europa ohne Grenzen eintrat, während die extremeren Kreise 1934 die „Nationalistische Bretonische Partei“ (PNB) gründeten, die sich in den folgenden Jahren immer mehr faschistischem Gedankengut annäherte und die Untergrundorganisation Gwen ha du (Weiß und Schwarz), benannt nach der bretonischen Flagge, ins Leben rief. Letztere versuchten ihre Bestrebungen mit Waffengewalt durchzusetzen.

Zweiter Weltkrieg

1941 wurde Loire-Atlantique (hellblau) von der Bretagne (dunkelblau) abgetrennt
Der Unterstützung der Resistance verdächtigte Dorfbewohner werden von Besatzern verhört (Bretagne, Juli 1944)
Operationsgebiet britisch-französischer Fallschirmjäger und der Resistance in der Bretagne im Juni und Juli 1944

Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1930er Jahre brach der Zweite Weltkrieg aus. In Brest lagen bei Kriegsbeginn die modernen und kampfstarken Schlachtschiffe Richelieu und Dunkerque sowie der Unterseekreuzer Surcouf vor Anker. In Lorient wurde 1940 gerade der Leichte Kreuzer De Grasse gebaut. In Saint-Nazaire (Département Loire-Atlantique) lagen die ebenso modernen Schwesterschiffe der Dunkerque und der Richelieu, die Strasbourg und die ebenfalls noch unfertige Jean Bart. Zwei Flugzeugträger (die Joffre und die Painlevé) sollten ebenfalls in Saint-Nazaire gebaut werden.

Zunächst hatte die französische Regierung 1940 erwogen, sich nach dem Fall von Paris in das bretonische Reduit zurückzuziehen und dort mit Hilfe der französischen und britischen Flotte zu verschanzen. Angesichts des fehlenden Schutzes gegen deutsche Bomber wurde der Plan jedoch verworfen[6] und die Regierung floh nach Bordeaux bzw. Vichy. Der Befehlshaber des Marinebezirks Brest, Admiral Jean de Laborde, ließ am 16. Juni die in Brest lagernden Goldreserven Belgiens und Polens nach Dakar verschiffen. Die Richelieu, die Dunkerque und die Surcouf liefen zusammen mit 80 weiteren Kriegsschiffen und 76 Zivilschiffen von Brest nach Französisch-Westafrika bzw. Französisch-Algerien aus, von Lorient aus entkamen am 18. Juni 15 Kriegsschiffe und 35 Minensuchboote.[7] Aus Brest wurden 32.000 alliierte Soldaten evakuiert, aus Lorient 57.000. Auch die Strasbourg und die Jean Bart entkamen aus Saint-Nazaire nach Französisch-Nordafrika. Die unfertige De Grasse jedoch fiel am 19. Juni in Lorient in die Hände der deutschen Eroberer, ebenso die unfertige Joffre in Saint-Nazaire.

Nachdem die Bretagne fast kampflos an die deutschen Truppen gefallen war, bauten diese die Küsten zu Festungen aus. Den Hafen und das Arsenal von Brest, das die Franzosen beim Abzug zerstört hatten, wurde von den Deutschen ebenso wie Lorient als U-Boot-Hafen wiederaufgebaut. In Brest wurde die 1. U-Flottille und die 9. U-Flottille stationiert, in Lorient die 2. U-Flottille und in Saint Nazaire die 6. U-Flottille und die 7. U-Flottille. Von seinem Hauptquartier in Lorient aus führte Admiral Dönitz die U-Boote in die Atlantikschlacht. Die U-Boot-Häfen und die Küstenbefestigungen wurden dann Ziel der alliierten Bombardierungen, dabei wurden die meisten Küstenstädte weitgehend zerstört.

Die deutsche Besatzungsmacht begann sofort, die gegen Paris gerichteten autonomen Bestrebungen der Bretonen zu fördern.[8] Trotz vieler Kriegsopfer sahen einige Bretonen (z.B. Célestin Lainé) in der Kollaboration mit den Deutschen den Weg in die gewünschte staatliche Unabhängigkeit. Mitglieder der „Nationalistischen Bretonischen Partei“ (P. N. B.) wirkten mit und einige Bretonen (zirka 40) trugen die Uniform der Waffen-SS unter dem Namen Bezen Perrot. Bereits im Juli 1940 wurde ein bretonischer „Nationalrat“ in Pontivy eingesetzt, 1941 musste die französische Vichy-Regierung unter deutschem Druck Unterricht in bretonischer Sprache und Geschichte zulassen.[9]

Ebenfalls 1941 wurde das seit Jahrhunderten französisierte Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel) mit der Hauptstadt Nantes (bret. Naoned) und dem Hafen Saint-Nazaire von der Vichy-Regierung ohne Volksabstimmung und ohne Zustimmung der örtlichen politischen Vertreter vom Rest der Bretagne abgetrennt. Diese Trennung wurde bis heute nicht rückgängig gemacht, wobei nach Angaben bretonischer Autonomisten die letzten Umfragen klar einen Wiedervereinigungswillen der (inzwischen fast ausschließlich frankophonen) Bretonen von Loire-Atlantique ergeben haben sollen.[10]

Es gab jedoch auch Widerstand gegen die Besatzer. Nach der alliierten Landung in der Normandie im Juni 1944 landeten britische und französische Fallschirmtruppen auch in der Bretagne und verstärkten die Resistance. Im August 1944 war der Großteil der Bretagne befreit, im September fiel nach der Schlacht um die Bretagne auch Brest. Nur in den Kriegshäfen Lorient und Saint-Nazaire hielten sich die deutschen Besatzungen noch bis zum Kriegsende im Mai 1945 – einerseits einem sinnlosen Führerbefehl folgend, die Marinebasen um jeden Preis und bis zum letzten Mann zu halten, andererseits weil den Alliierten ein schneller Vorstoß nach Norden und Osten gegen Deutschland wichtiger war als die mühsame Bekämpfung der ohnehin blockierten letzten deutschen Garnisonen im äußersten Westen Frankreichs.

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten die als Kollaborateure verhassten Regionalisten unter und es kam durch die liberalen Kräfte zu einer Wiederbelebung der bretonischen Sprache und Kultur. Dieses verstärkte sich noch, als Präsident Charles de Gaulle 1951 ein Komitee zur Förderung der Interessen der Bretagne einsetzte und die Kultur und Sprache förderte. Durch die Unterstützung seitens der Regierung erlebte die Region einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung und die weitere Abwanderung der Bretonen wurde verhindert. Durch diese Maßnahmen ist die Halbinsel zur bedeutendsten Agrarregion und nach der Côte d'Azur zur zweitwichtigsten Fremdenverkehrsregion geworden. 1978 kam es zu dem Tankerunglück der Amoco Cadiz an der Küste der Bretagne. 1999 sank der Tanker Erika südlich der Küste der Bretagne.

Mit der Einrichtung der Regionen 1960 entstand die Region Bretagne in den derzeitigen Grenzen. 1972 erhielt die Region den Status eines Établissements public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten. Im Jahre 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.

Das Arsenal von Brest war 1957 Herstellungsort und 1961–1997 Heimathafen des französischen Flugzeugträgers Clemenceau, seit 2001 ist der Hafen Brest Heimathafen des 1994 ebenfalls dort gebauten Flugzeugträgers Charles de Gaulle.

Im Herbst 2013 kam es in der Bretagne zu Protesten gegen die französische und europäische Wirtschaftspolitik.[11]