Dritter Teil

(Karten und einige Fotos zum Vergrößern anklicken)

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Dienstag, 3. Juli

Tour 3: Mont Saint Michel – Dol-de-Bretagne - Pointe du Grouin - St-Malo - Saint Jacut-de-la-Mer

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Die erste Station auf der heutigen Tagesetappe ist Dol-de-Bretagne, wo der erste Hinkelstein unserer Reise zu besichtigen ist (man verlässt Dol in Richtung Rennes und achtet auf die Beschilderung "Menhir de Champ-Dolent").

Nach einer kurzen Fahrstrecke sehen wir den Menhir im Feld stehen, der mit 9,50 m einer der höchsten aufrecht stehenden Menhire der Bretagne ist. Das Steinchen wiegt satte 125 t, und man fragt sich, wie die Menschen der Älteren oder Mittleren Bronzezeit Gesteinsbrocken von dieser Größe brechen, über gewisse Entfernungen transportieren (hier sollen es 400 m gewesen sein) und schließlich gerade aufstellen konnten. Die Oberfläche des Menhirs von Champ-Dolent ist so regelmäßig, dass man davon ausgeht, dass er rundum behauen wurde. Welche Beweggründe die Menschen für dieses beschwerliche Tun hatten, ist bis heute nicht genau geklärt. Man vermutet jedoch, dass die Menhire religiöse Denkmäler sind. Um viele dieser Langsteine (das ist die Bedeutung des Wortes "Men-Hir") ranken sich Sagen, so auch um "unseren": Auf dem Champ-Dolent (Schmerzensfeld) tobte einst eine Schlacht. Immer mehr Krieger fielen, und es war kein Ende abzusehen, keine Partei schien das Gefecht für sich entscheiden zu können. Das sinnlose Blutvergießen ärgerte die Götter, so dass sie kurzerhand einen Stein vom Himmel herabwarfen. Die Krieger stellten vor Ehrfurcht oder Angst ihre Kämpfe ein. Und der Stein? Der steht immer noch hier.
Staunend stehen wir vor dem Hinkelstein und denken an Obelix, der mit Ähnlichem auf dem Rücken herumlief. Aber nun mal im Ernst – es erfüllt mich schon mit Ehrfurcht, vor einem Geschichtszeugnis zu stehen, das zu den bedeutendsten Europas oder vielleicht sogar der ganzen Welt gehört, ein Zeugnis, das uns Völkerschaften hinterlassen haben, die eine geschlossene Glaubens- und Kultordnung kannten.

 

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Die Straße D 155 führt uns nun weiter nach Cancale, direkt neben dem Deich an der Austernbucht entlang. Überall werden die berühmten Huitres de Cancale angeboten. Kilometerlange Muschelzäune staken bei Ebbe aus der extrem flachen Baie de Mont St. Michel, die Kutter liegen im Schlick. Wohnmobilfahrer haben es schwer, ihr Fahrzeug am Kai abzustellen, da die Einfahrten zu den Parkplätzen in der ersten Reihe meist durch Querbalken auf PKW-Höhe begrenzt werden. Wer noch nicht zu den Feinschmeckern gehört, kann sich hier bei einer Dégustation, zu der frisch geöffnete Austern mit Zitrone gereicht werden, von der lebenden Kostbarkeit überzeugen lassen. – Wie wär’s, lieber Günther? Keine Chance – meint mein Gemahl.

Direkt bei Cancale beginnt die bizarre Smaragdküste, die sich über 120 km bis zum Cap Fréhel erstreckt. Wie auf einer Perlenkette reihen sich große und kleine Badeorte aneinander; hübsche, von Felsen eingerahmte Sandstrände wechseln mit steilen Aussichtskaps.
Unseren ersten Stopp machen wir an der
Pointe du Grouin, einem wunderschönen Aussichtspunkt. Das Meer unter uns leuchtet von Türkis über Smaragdgrün bis zum dunklen Blau. Ginsterbüsche am Wegesrand setzen leuchtende Kontrapunkte und vorgelagerte Felseninseln runden den besonderen Reiz dieses Panoramas ab.

Die schöne Stadt Saint Malo  ( http://www.ville-saint-malo.fr/ ) mit ihrer Ville close durchqueren wir ohne Besichtigung; Wir werfen lediglich einen Blick auf die Festung, die, trutzig der Stadt vorgelagert, sich am Meeresufer erhebt. Im 6. Jh. ließ sich hier der Bischof (und heute walisische Heilige) Maklovius nieder. Die Stadt wurde von einer mächtigen Festungsmauer umgeben, die man heute noch fast komplett begehen kann und von der man einen fantastischen Blick auf das grüne bis indigoblaue Meer hat.
Die Festungsstadt St. Malo wurde während des 2. Weltkrieges stark zerstört. Beim Wiederaufbau hielt man sich an das alte Vorbild und bemühte sich um die Wiederherstellung des alten Charakters der Stadt, was auch sehr gut gelang.
Vom Hafen St. Malos aus starten übrigens die Fährschiffe zu den Kanalinseln Guernsey, Jersey und Sarz.

 Photos of Saint Malo

Wir haben vor, mit den Rollern hierher zurückzukehren, um uns die Stadt genauer anzusehen. Auch das Gezeitenkraftwerk von St-Malo wäre interessant. Aber leider: Man kann in knapp zweieinhalb Wochen nicht alles sehen. Aber zumindest etwas darüber wissen will ich!

Info zum Gezeitenkraftwerk St-Malo: Der Tidenhub in der Mündungsbucht der Rance erreicht zum Mondphasenwechsel teilweise bis zu 14 Meter. Das ist auch in der Bretagne ein Spitzenwert. Dass sich diese Bewegung des Meeres nutzen lässt, erkannten die Menschen schon früh, wie man an einer durch Gezeitenkraft getriebenen Mühle unterhalb des Kraftwerks sehen kann. Die Planung zum Bau des Kraftwerks begann 1941, Anfang der Sechziger wurde mit dem Bau begonnen, 1966 wurde das Kraftwerk als bis dahin einziges Gezeitenkraftwerk der Welt eingeweiht.
Ein 750 Meter langer Damm trennt die Rance vom Meer ab und staut sie zu einem 22 Quadratkilometer großen See auf. Jeweils beim Gezeitenwechsel laufen etwa 180 Millionen Kubikmeter Wasser über die 24 Rohrturbinen und können Strom erzeugen. Die Sache ist nicht ganz so einfach, wie man es sich vorstellt, denn nicht jeder Gezeitenwechsel kann genutzt werden, dennoch liefert das Werk, das in den Sechzigern über 400 Millionen Franc kostete, etwa 8% des bretonischen Stroms.
Im Innern des Staudamms befindet sich ein Besucherzentrum, in dem die Technik des Kraftwerks an Schaubildern und mit Videovorführungen erläutert wird. Von dort aus kann man auch in die gewaltige Turbinenhalle blicken kann.

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Unser Ziel ist St Jacut-de-la-Mer, das laut Womo-Führer über einen Stellplatz verfügt. Dort angekommen, müssen wir aber feststellen, dass dieser Platz nur Spucknapfgröße hat und total überfüllt ist. Der Blick auf das unter uns in einiger Entfernung liegende Meer ist herrlich, aber was nützt uns das?
Wir beschließen, bis Erquy weiterzufahren, wo es ebenfalls einen Womostellplatz gibt.

Saint Jacgut-de-la-Mer – Matignon - Erquy

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Wenige Kilometer vor Erquy gibt es einen großen Supermarkt, wo wir uns mit Vorräten eindecken und außerdem an der Ver-/Entsorgungsstation auf dem Parkplatz unsere Fahrzeuge ihre Notdurft verrichten lassen.

In Erquy finden wir den angekündigten Womoplatz, der zwar direkt am Meer liegt, aber ansonsten wenig fürs Herz oder Auge bietet (staubiger Sandplatz vor dem Strand mit Toilettenanlagen).

Günther und ich gehen auf Suche nach einem schöneren Domizil und - siehe da - wir werden fündig. Auf dem am Meer gelegenen Campingplatz St. Pabu (bei der Ortschaft Caroual), der sehr liebevoll angelegt ist, finden wir für unsere Womoflotte Platz. Obendrein sind wir die Tagesattraktion auf dem Platz! - Man steht in kleinen Gruppen herum, tuschelt und bestaunt unsere Womos.
Christel, Günther und ich sind heiß auf einen Sprung ins Meer! Das Wasser ist viel wärmer als wir dachten, die Brandung mäßig, und es ist wenig Grünzeug im Wasser. Kurz: Genuss pur!
Am Abend sitzen wir im Vorgarten von Zimmermanns zusammen beim Grillen, Trinken und Schwatzen.

Mittwoch, 4. Juli  

Der Himmel ist grau, die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern und gehen schon vor dem Frühstück im Meer baden.
Heute steht eine Rollertour auf unserem Programm. Ziel: Cap Frehel und Fort la Latte. Pierre macht mit dem PKW die rückwärtige Absicherung des Trupps. Tourenwart Jerry überwacht vom Rücksitz aus die geordnete Durchführung der Tagesetappe. Doping-Kontrolle? Zum Glück nicht – gestern abend war es wieder sehr feucht!
 

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Rollertour 

Gelegentlich kommt auch Feuchtes vom Himmel, aber wir sind gut ausgerüstet mit Regenjacken. Unsere Tour führt durch kleine typisch bretonische Ortschaften, vorbei an schönen Stränden und wildromantischen Felsküsten. Ich bewundere die vielen herrlich angelegten Gärten und die üppig mit Blumen dekorierten Häuser.  

 

Am Cap Frehel haben wir trotz des Regenwetters eine herrliche Fernsicht. Das 70 m hohe Kap gehört zu den schönsten Natur-sehenswürdigkeiten Frankreichs - sagt mein Reiseführer. Die Land-schaft der Nordküste zeigt hier noch einmal ihre rauhe Schönheit. Gut 100 m fallen die rotbraun schimmernden Felsen senkrecht ins Meer ab.

Auf den vorspringenden Felsnadeln brüten große Kormorankolonien und mehrere Tausend Möwen ver-schiedenster Art. Bei einem Spaziergang auf dem Küstenwanderweg pfeift uns der rauhe Seewind um die Ohren und übertönt manchmal sogar das Geschrei der Vögel.
Über Nacht werden Wohnmobile hier übrigens nicht toleriert. Dafür gibt es im 5 km entfernten Pléhérel - Plage einen malerisch gelegenen Campingplatz in den Dünen mit Blick zum Cap und guten Bademöglichkeiten.

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Unsere nächste Etappe ist das Fort la Latte, die ehemalige Burg Goyon-Matignon, mit deren Bau schon im 13. Jh. an exponierter Stelle begonnen wurde. Wie es für solche Bauwerke üblich ist, wurde die Burg ständig erweitert und dem jeweiligen Stand der Wehrtechnik angepasst. Vauban - der bei fast allen Festungsbauten seine Finger im Spiel hatte (auch in ST-MALo hinterließ er seine Spuren), mischt auch bei diesem Fort im 17. Jh. mit. Die spektakulärste Sehenswürdigkeit in diesem Bauwerk ist der Ofen, in dem früher die Kanonenkugeln bis zur Glut erhitzt wurden, bevor sie abgefeuert wurden.
Vom Parkplatz aus geht man ca. 5 – 8 Minuten bis zum Fort. Zugang zur Burg hat man über zwei Zugbrücken.
Der Eintritt kostet 23 FF für Erwachsene, für Kinder 11 FF.
Führungen: Ostern - Pfingsten u. vom 1. Juni - Ende Sept. 9.30 - 12 und 14 - 18.30 Uhr

Von Kultur allein kann der Mensch natürlich nicht leben – für den Heimweg stärken wir uns darum in einem Restaurant in der Nähe des Cap Frehel. Am Abend wird trotzdem wieder kräftig zugelangt. Diesmal spülen die Herren – die Sonne geht lieber unter, sie kann es nicht mitansehen! Kein Wunder, in Frankreich ist sie männlich: le soleil.

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