Vierter Teil: Die Halbinsel Chalkidike


22. Mai

Route 5: Kastraki - Agios Triada (Chalkidike)

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Am Morgen packen wir unsere Outdoor-Esszimmer zusammen und satteln die Womos zur Weiterfahrt.
Noch während wir zum Entsorgen fahren, fängt es leicht an zu nieseln. Da haben wir mal wieder großes Glück gehabt, dass gestern so schönes Wetter war!
Es ist geplant, bis Thessaloniki zu fahren, in der Nähe einen Stellplatz am Meer zu suchen und am nächsten Morgen ein Kurz-Sightseeing in Thessaloniki zu machen.
Diese Idee wird allerdings schnellstens ad acta gelegt, als wir in Thessaloniki ankommen. Der Himmel hat seine Schleusen weit geöffnet, und einige Straßen stehen spektakulär unter Wasser. PKWs und LKWs pflügen sich durch die Wassermassen. Lust auf Sightseeing kommt da eher nicht auf.

Wir beschließen, in der Nähe von Thessaloniki einen Campingplatz am Meer zu suchen und unser für morgen geplantes Sightseeing vom Wetter abhängig zu machen. Der ADAC-Campingführer weist einen Campingplatz in Agios Triada, 10 km hinter dem Flughafen von Thessaloniki aus. Als wir ihn erreichen, stellen wir enttäuscht fest, dass er geschlossen ist. Im Campingführer steht tatsächlich, dass er ab 1.6. geöffnet ist, aber wir haben es übersehen. Nun werden wir uns einfach einen freien Stellplatz am Meer suchen. Nach kurzer Zeit und einem Fehlversuch in falscher Richtung finden wir den idealen Platz für die Nacht: In Agios Triada, direkt am Meer an der Promenade und hinter uns ein nettes Lokal, in dem wir essen gehen können. Ja, was wollen wir mehr?

Der Regen hört auf, der Himmel wird klarer, es geht uns wieder spitze!
In dem Lokal gleich hinter uns essen wir lecker (der griechische Salat ist super und reicht eigentlich als Hauptgericht) und nicht zu teuer, trinken einen guten Roten dazu und sind mit der Welt ziemlich zufrieden.

Bei Müller-Schneiders ist anschließend Womo-Kinoabend mit herrlichem Panoramablick auf das nächtliche Thessaloniki angesagt.
Unter einem fast klaren Sternenhimmel wandern Günther und ich dann gegen Mitternacht zurück zu unserem Hiram. Morgen werden wir bestimmt wieder schönes Wetter haben.

23. Mai

Das war ein Satz mit X! Von wegen schönes Wetter! Trübe schaut der Himmel aus, die Sonne glänzt durch Abwesenheit. Um das Elend voll zu machen, beginnt es während unseres Frühstücks auch noch zu regnen. Das Thessaloniki-Sightseeing ist endgültig gestorben!
Nun fahren wir also direkt nach Sarti auf Sithonia zu unserem anvisierten Campingplatz Armenistis Beach.

Route 6: Agios Triada - Sarti

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Das trübe Wetter bleibt uns leider während der ganzen Fahrt erhalten, die Sonne blinzelt nur gelegentlich müde durch die Wolken. Zum Glück hat aber der Regen aufgehört.
Das letzte Stück unserer Fahrt ist landschaftlich wunderschön, wir sind jetzt auf Sithonia. Die Straße ist gesäumt von Pinienwäldern und leuchtendgelb blühendem Ginster, links fällt der Blick immer wieder auf herrliche Küstenabschnitte mit schönen Sand- und Kiesstränden oder steilen Felswänden. Das Meer ist trotz des grauen Himmels tiefblau und türkis. Ich freue mich aufs Schwimmen und Schnorcheln in diesem herrlich klaren Wasser.

Sithonia, mit seiner vielfältigen Flora und Fauna, wird auch der "Garten Griechenlands" genannt - mit Recht, wie wir schon nach einigen Kilometern entscheiden.

Als wir am Armenistis Beach ankommen, wird die Freude größer: Der Platz sieht nicht schlecht aus. Bei näherem Hinschauen macht sich jedoch Enttäuschung breit. 95 % der Stellplätze am Strand sind von Dauercampern belegt. Mit Mühe finden wir für unsere Womos einen Platz am Wasser zwischen nicht sehr einladend aussehenden Wohnwagen (o, o, dieses Ambiente - würde ein nicht genannter RMC-Freund meutern). Wir richten uns ein und hoffen auf besseres Wetter. - Wird's da hinten nicht schon heller?


Hardys Oma macht noch etwas undeutliche Andeutungen über die Großwetterlage, so dass Ulla ihre Tochter bittet, im Internet einmal nachzuforschen, wie sich das Wetter wohl entwickeln wird.
Am Abend machen wir es uns gemütlich und denken gar nicht daran, uns die Laune vermiesen zu lassen.
Morgen wird bestimmt wieder die Sonne scheinen!


24. Mai


Am frühen Morgen, als ich aus dem Fenster schaue, bietet sich mir ein schöner, aber sehr melancholischer Meerblick. Es scheint nicht, als würde das Wetter heute viel besser. der berg Athos, der majestätisch vor uns liegt, verhüllt sein Haupt in den Wolken.

"Lächle und sei froh", sagte Gott, "denn es könnte noch schlimmer kommen." Wir lächeln und sind froh - und es kommt noch schlimmer. - Es fängt nämlich an, wie aus Kübeln zu schütten. Das kleine Rinnsal, das unseren Campingplatz in zwei Hälften teilt, ist im Nu ein Fluss, der sein braunes, lehmiges Bergwasser in unsere klare, türkisfarbene Bucht ergießt.

Günther und ich verbringen den Tag mit Lesen, Reisebericht schreiben und uns Mut zusprechen. Ulla und Hardy schauen sich ein Video des Monumentalfilmes "Arche Noah" an. Schon mal gucken, wie man sich im Ernstfall retten kann? Aber so schlimm wird es hier doch wohl nicht werden!

Gegen Abend hört der Regen auf, der Himmel wird wieder klarer. - Aber ich lasse mich nicht mehr täuschen - das hatten wir schon öfter!

25. Mai

Am frühen Morgen, kurz vor 6, luge ich aus dem Schlafzimmerfenster - schau an, es sieht endlich etwas freundlicher aus, die Sonne lässt sich blicken. Der Anblick des spiegelglatten Meeres ist so reizvoll, dass es mich aus dem Bett treibt. Auf der Treppe unseres Womos sitzend genieße ich die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Tages. Um mich herum ist es absolut still, es geht nicht einmal ein Lüftchen. In der Ferne ist schemenhaft der Berg Athos zu erkennen, und ich weiß, dass die Bewohner der Mönchsrepublik schon seit Stunden auf den Beinen sind. Angesichts der wunderbaren Morgenstimmung kann ich sie fast beneiden.

Nach dem Frühstück, das mein Gemahl mir stilvoll draußen serviert hat, machen Ulla und ich einen ersten Streifzug in die Umgebung. Wir erklettern den Hügel, der die Bucht links begrenzt, und werden mit einem schönen Blick belohnt. Pepe, der Berghund, freut sich, endlich einmal wieder auf einem Hügel herumzukraxeln. Es entschädigt ihn ein wenig dafür, dass Frauchen ihn eben jäh aus seinem Jagdrevier unter einem Wohnwagen vertrieben hat. Was dort gesessen hat, hat er uns nicht verraten. Es muss interessant gewesen sein, denn fortan zieht es ihn magisch unter fast jeden Wohnwagen.



Blick auf Armenistis Beach

Das Wetter ist heute durchwachsen; Wolken, Sonne, kleinere Regengüsse wechseln einander ab. Wir schöpfen Hoffnung, dass dies der Beginn eines Wetterumschwungs ist. Hardy möchte eigentlich am liebsten gleich Richtung Peloponnes losdüsen, weil seine Oma meint, da wäre mehr Sonne. Wir wollen aber noch den morgigen Tag abwarten und unser weiteres Reiseprogramm dann planen. Im Moment sieht es so aus, als könnten wir doch noch einige Zeit auf Sithonia bleiben, aber wer weiß - Petrus scheint zur Zeit etwas launisch zu sein.



Auch der Blick auf den Berg Athos, den ich endlich einmal unverhüllt fotografieren möchte, wird allmählich klarer.

Am Abend können wir unseren Hardy sogar zu einer kleinen Anstrengung überreden: Wir erklimmen gemeinsam den Hügel auf der rechten Seite der Bucht und
wandern über den Bergrücken bis zur Straße, die auf einer Trasse oberhalb der Bucht verläuft. Don Pepe ist wieder voll in seinem Element.



26. Mai

Das Wetter ist besser, aber immer noch nicht optimal für ein Strandleben nach unserem Herzen. Petra hat aus der Heimat gemeldet, dass laut Großwetterlage in dieser Gegend noch bis Mittwoch voraussichtlich mit sehr wechselhaftem Wetter zu rechnen ist. Nach einigem Zaudern - es fällt mir schwer, mich von diesem herrlichen Strand loszureißen, entschließen wir uns zur Weiterfahrt. Bevor wir Sithonia verlassen, wollen wir allerdings den mittleren der drei Chalkidike-Finger noch einmal umrunden und von Ormos Panagia, der kleinen Hafenstadt im Nordosten von Sithonia eine Schiffstour unternehmen, bei der man von der Seeseite aus die Klöster der Mönchsrepublik am Berg Athos besichtigen kann.
Nach dem Frühstück machen wir uns also startklar. Wehmütig nehme ich Abschied von diesem schönen Fleckchen Erde, an dem uns leider kein schönes Wetter beschieden war.

Wir fahren Richtung Süden auf Sarti zu, das wir nicht einmal besichtigt haben. Es soll ein zauberhafter kleiner Ort sein, der trotz des neuerdings über ihn hereingebrochenen Tourismus noch nicht den Charme des verschlafenen Dörfchens mit romantischen Gässchen und kleinen Läden verloren haben soll.

Route 7: Roundtour um Sithonia

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Drei Kilometer südlich gibt es in einer schönen felsumsäumten Sandbucht noch einen freien Stellplatz. Am Platz „La Platania“ soll morgens sogar der Bäcker seine Waren und die Bauern Obst und Gemüse anbieten. Hätte ich mir auch gerne mal angesehen.

Die Campingplätze, an denen wir vorbeikommen (besonders schön: Platanitsi Beach bei Sarti), sind noch nicht geöffnet. Verständlich angesichts des Wetters – wir sind wohl 2 Wochen zu früh in dieser Gegend.

Bei Kalamitsi hat man einen phantastischen Blick auf die südlichsten Kaps von Sithonia. Über den Felsrücken von Kap Drepanon erreichen wir die Passhöhe und fahren hinunter nach Porto Koufos, wo man, wäre das Wetter besser, gut einen Badestopp einlegen könnte, denn es gibt genügend Parkmöglichkeiten am Hafen.

Bei Toroni, dem nächsten Ort, gibt es an der Küstenstraße (parallel zur größeren oberhalb davon verlaufenden Hauptverkehrsstraße, auf der wir uns befinden) einige freie Stellplätze an Sandbuchten. Es gibt auch einige Campingplätze in dieser Gegend.

Wir nähern uns nun Néos Marmaras, dem Hauptort der Halbinsel, der in der touristisch sicherlich am meisten erschlossenen Gegend von Sithonia liegt. Porto Carras, das unmittelbar daneben liegt, ist für meine Begriffe eine Bausünde in dieser Gegend. Es wurde 1970 von dem griechischen Reeder und Multimillionär Ioannis Carrás gegründet. Er baute hier drei riesige mehrgeschossige Hotels in den Hang über der Bucht, eine private Marina und viele Sportstätten.

Kurz vor Néos Marmaras führt eine Straße bergauf in das wunderschöne, liebevoll restaurierte Bergdorf Parthenónas, dessen Besichtigung sicherlich lohnenswert wäre, aber wir verkneifen es uns, weil wir nicht zu spät in Ormos Panagia ankommen wollen..

Der Hafen von Néos Marmaras sieht so hübsch aus und liegt so einladend im herbeigesehnten Sonnenschein, dass wir uns entschließen, hier einen Stopp zu machen. An der Nordseite des Hafens entdecken wir einen großen Parkplatz, wo wir unsere Womos bequem abstellen können.

 

Wir bummeln durch die geschäftigen Sträßchen am Hafen. Hier wimmelt es von Touristenshops mit dem üblichen Angebot: neben Kitsch en masse gibt es auch T-Shirts, Baseballkappen und Sonnenbrillen von den bekanntesten Modedesignern der Welt – Donna Karan NY, Versace, Chanel, Gucci und wie sie alle heißen. Zu Preisen, für die man keine Otto-Normal-Klamotten bekommen könnte, und die den Großen der Modewelt sicher bittere Tränen in die Augen treiben würden. Ulla ersteht für ihren Sohn „echte Oakley-Sunglasses“ für sage und schreibe 10 €. Auch eine Oakley-Kappe für den Enkel muss noch mit. In einer kleinen Boutique etwas abseits von der Ramsch-Straße entdecke ich etwas ausgefallenere Mode ohne falsche Labels. Eine lässige Hose gefällt mir besonders gut, jetzt ist sie mein.

 Am Hafen liegen auch hübsche kleine Lokale, und wir hocken uns dort nieder zu einem kleinen Mittagsmahl. Frisch gestärkt setzen wir unsere Fahrt fort. Im Grunde gefällt uns die Westseite von Sithonia besser als die Ostseite, doch es stimmt schon: Wer die Einsamkeit sucht, ist hier am falschen Platz.

Am späten Nachmittag kommen wir in dem hübschen kleinen Hafen von Ormos Panagia an.

An der Hafenmole finden wir zwei ordentliche Stellplätze für die Nacht, und die  Womos scheinen hier auch sicher zu stehen, wenn wir auf Sightseeingtour gehen.

Die Männer erkunden im Ticket-Office, das direkt am Hafen liegt, die Preise und Abfahrtszeiten für die geplante Athos-Tour. Ein billiges Vergnügen ist das nicht: pro Person 40 €! Das Büro wird von einer Deutschen geleitet, die mit einem Griechen verheiratet ist. Ihre beiden kleinen Töchter erklären unseren Männern in gutem Deutsch und äußerst geschäftstüchtig, was wir bei der teuren Tour alles geboten bekommen. – Na, dann werden wir also mal ans Vermögen gehen müssen, um uns das alles nicht entgehen zu lassen.

Wir verbringen einen sehr ruhigen und gemütlichen  Abend im Hafen von Ormos Panagia.  


Fortsetzung: Schiffstour entlang der Küste der Mönchsrepublik