Vierter Teil

(Karten und einige Fotos zum Vergrößern anklicken)

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Donnerstag, 5. Juli  

Auch heute hat Hardys Oma, die für unser Wetter zuständig ist, seine Eilnachricht, wie es scheint, noch nicht erhalten. - Der Himmel ist grau, aber es regnet nicht.  Günther und ich wollten eigentlich heute nach Saint Malo fahren, aber da die übrige Truppe nun auch eine Rollertour unternehmen möchte, schließen wir uns an und disponieren um: Wir fahren zur mittelalterlichen Stadt Dinan, die laut Christel mindestens so schön ist wie St-Malo, aber weniger von Touristen überlaufen. Diese Entscheidung ist goldrichtig!!

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Dinan (   http://www.asteria.fr/cadre.htm   und  http://www.bretagnenet.com/dinan/ ) liegt am Mündungstrichter der Rance, ein romantischer Ort mit viel altertümlicher Bausubstanz.

Im 9. Jh. gründete der bretonische Herzog Nominoë im nahegelegenen Léhon das Kloster St-Magloire. Um das Jahr 1000 gab es bereits einen Lehnsherrn von Dinan, dessen hölzerne Burg 1065 von Wilhelm II., Herzog der Normandie (dem späteren Eroberer) eingenommen wurde. Dieses Ereignis wird auf dem berühmten Wandteppich von Bayeux festgehalten. 1283 gelangte die Stadt an die Herzöge der Bretagne, die die Stadt befestigen lieBen. Als 1359 die Engländer Dinan belagerten, rettete der aus der Gegend stammende Bentrand du Guesclin die Stadt, als er in einem Zweikampf den englischen Ritter Thomas von Canterbury auf der heutigen Place du Champ besiegte. Ende des 14. Jh‘s besass Dinan bereits 5000 Einwohner und gehörte zu den bestbefestigten Städten der Bretagne. Zwischen 1352 und 1718 versammelten sich hier die bretonischen Stände vierzehn Mal. Ihren Wohlstand verdankte die Stadt dem Handwerk und Handel, eine besondere Rolle spielte die Tuchherstellung. Webwaren aus Dinan wurden bis auf die Antillen und nach Südamerika exportient. Der Niedergang setzte mit dem Beginn der Dampfschiffahrt ein. Die letzte Tuchfabrik schloss 1863. Heute lebt die Stadt vor allem vom Fremdenverkehr sowie vom Dienstleistungsgewerbe.
Ein bunter Wochenmarkt lässt die Herzen der Frauen gleich zu Beginn der Stadtbesichtigung höher schlagen, die der Männer tiefer rutschen. Christel und ich werden gleich fündig: Ein Rock, 3 Hosen wechseln die Besitzer.
Wir schlendern durch die
engen Gassen mit Kopfsteinpflaster und windschiefen Häusern, trinken einen Café au lait oder einen Cidre in einer der urigen Bars und genießen die Atmosphäre der mittelalterlichen Stadt Dinan.

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Franca gibt uns den Tipp, die Basilika Saint Sauveur zu besichtigen. - Wir hätten etwas verpasst, wenn wir diese wunderschöne Kirche nicht gesehen hätten!

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Das Bild des Orients drängt sich uns auf bei eingehender Betrachtung des Baustils und der Verzierungen, der würdigen Statuen an der Fassade, der sie stützenden Löwen und der sie schützenden Baldachine, der hohen Säulen und Vertiefungen der südlichen Mauer, der Tiere, der Monster, der schrecklichen wie auch lustigen Figuren, die seit 800 Jahren im Granit erstarrt sind. Die Kirche trägt das Gepräge der Kreuzzüge bis in unsere Zeit.

Im 17. Jh. wurde der 3-stöckige Glockenturm erbaut, der nach seiner Zerstörung durch ein Feuer erst 10 Jahre vor der Revolution wieder aufgebaut wurde.
Meine Batterien geben im Innenraum der Kirche den Geist auf, und ich kann leider nicht mehr fotografieren. Schade, die wunderschönen Fenster hätte ich so gerne auf meine Speicherplatte gebannt!

Freitag, 6. Juli  

Das Wetter ist nicht berühmt, der Himmel grau, und die Sonne ist wohl auch in Urlaub. Der schöne Strand von Saint Pabu liegt trist und verlassen da und verlockt niemanden von uns zum Baden.

Es zieht uns darum weiter. Wir wollen heute „Strecke machen“, damit wir noch genügend Zeit haben für die Südseite der Bretagne. Ein schöner Stellplatz soll laut "Promobil" in Roscoff sein. An den sicherlich sehenswerten Städten Guincamp und Morlaix fahren wir vorüber; leider können wir nun auch der Côte de granit rose mit ihren rosenfarbenen Felsen keinen Besuch abstatten.
Auf der Straße vor dem Campingplatz nehmen wir wie üblich Aufstellung. Ein letzter Blick auf den Campingplatz und den Badestrand...

Tour 4: Caroual - St-Brieuc – Guin-camp – Morlaix - St-Pol-de-Léon - Roscoff

Der erste Blick auf den Womostellpatz in Roscoff, der in Hafennähe liegt, enttäuscht uns - hier gibt es keinen Badestrand. beim zweiten Blick entdecken wir die Vorteile des Platzes: Die Meersicht ist schön, es ist absolut ruhig hier, und es gibt eine Picknickbank, die zum gemütlichen Beisammensitzen einlädt.



Auch Jerry unser Clubhund, meint:
Wir bleiben hier!

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Am Nachmittag unternehmen wir eine Rollertour zu der benachbarten Stadt St-Pol-de-Léon  

( http://www.pays-leonard.com/Vangl/Pays%20Léonard.htm ),

wo wir die ehemalige Kathedrale (St-Pol war bis ins 17. Jh. eine Bischofsstadt) mit ihrem sehenswerten Chorgestühl und  die Chapelle du Kreisker (14. und 15. Jh.) besichtigen. Der 77 m hohe Glockenturm der Kirche, Kreisker genannt, diente für viele andere Türme der Bretagne als Vorbild.
In der Kathedrale findet mal wieder eine Trauung statt. Sollte das ein Zeichen sein, liebe Ulla und lieber Hardy?

 

Die Stadt selbst kann uns nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Da gefällt uns Roscoff  

( http://www.pays-leonard.com/Vangl/Pays%20Léonard.htm ),

das wir als nächstes Ziel unserer Rollertour ansteuern, erheblich besser - obwohl der Ort sehr von Touristen überlaufen ist. Der Hafen mit seinen vielen Yachten und Fischerbooten, die hübschen, blumengeschmückten Häuser, die gepflegten Restaurants in romantischen Gassen - das Auge des  Touristen bekommt hier Schönes geboten.

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Wir entdecken auf der Hafenmole auch  einen sehr schönen Wohnmobilstellplatz, der allerdings ziemlich windig gelegen ist. Die Entdeckung eines Speiserestaurants, das allen Bedürfnissen der RMC-Truppe Genüge tun kann, ist jedoch eine etwas schwierigere Sache. Nach längerem Umherirren durch die Gassen Roscoffs entscheiden wir uns für ein Lokal am Hafen, das jede Menge Fischiges zu kredenzen verspricht, aber nicht nach demselben riecht... Man vertieft sich in die Karte, wählt vertrauensvoll, bestellt - französisch-englisch-italienisch-spanisch-deutsch radebrechend, diskutiert mit dem Kellner wiederholt die Frage der Abrechnung und wartet dann geduldig auf Speis‘ und Trank. Trank ist okay, Speis‘ diffizil, Situationskomik inklusive (s.u.) ....

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Die Moritat vom Essen in Roscoff

Ulla schaut mit finst'rer Miene
auf le plateau de langoustines.
"Diese Tiere find ich fies!"
sagt sie Richtung Peter Gries.
Der schmaust voller Wohlbehagen
zum drtitten Mal in 7 Tagen
Fruits de Mer  - sprich: Meergetier,
was im Meer so lebet hier.
Günther meint:"Dem graut vor nix!",
schmaust ein Steak, Typ "Obelix".
Auch Hardy wundert sich bei Tisch:
"Wieso schmeckt Hähnchen hier nach Fisch?
Von außen sieht man ihm nichts an -
was hat der Koch da reingetan?"

Ganz heimlich sieht man Ulla grienen:
Auch im Hahn war'n Langustinen!
Pierres Tagliatelle sind schön grün,

doch tut er sich beim Kauen mühn.
"Al dente sind die nicht gekocht,
dann hätt' ich sie ja noch gemocht."
Doch was so zäh dort vor ihm liegt,

sich sonst in Meereswellen wiegt.
"Meeresalgen sind gesund,"
tut Hardy es der Mannschaft kund.
Sie scheinen wirklich ihm zu munden -
null komma nix sind sie verschwunden.

Und die Moral von der Geschicht':
Speis' in Roscoff am Hafen nicht.
Et is düer, et is Nepp,
grill daheim, sei doch kein Depp!

Auf dem Heimweg zum Stellplatz bekommen wir noch einen schönen abendlichen Blick geboten, und der Heimatverein von Roscoff veranstaltet zu unseren Ehren einen Trachtenumzug.


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Heimgekehrt zu unseren Womos spülen wir die kulinarischen Erzeugnisse des Landes mit Hochprozentigem herunter und beenden den Abend in inzwischen wieder froher Runde in der Präsidentensuite.
Wir beschließen, dass wir morgen weiterfahren nach Ploumoguer, wo Christel und Peter einen Womostellplatz empfehlen können, den sie von einer früheren Bretagnereise kennen.

Samstag, 7. Juli

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Tour 5: Roscoff – Plouescat - Le Folgoët – Ploumoguer

Über Le Folgoët, dessen Kirche Notre Dame jährlich um den 8. Sept. Mittelpunkt eines „Pardon“ ist  (eine der bedeutendsten Wallfahrten der Bretagne) gelangen wir an die Côte des Abers.
Dieser südöstlichste Teil der bretonischen Küste wird vor allem geprägt durch die weit ins Land hineinreichenden Mündungstrichter, die je nach Gezeitenstand größtenteils trocken oder ganz überflutet sind. Für sie hat sich der bretonische Name „Aber“ erhalten. Die felsige Küste verliert in diesem Abschnitt ihre feste Linie und löst sich auf in eine Vielzahl von kleinen Inseln und Ketten von Klippen. Das Meer ist hier reich an Meeresalgen, so dass das Sammeln und Verarbeiten von Algen zu einem sehr wichtigen Erwerbszweig des ganzen Küstengebietes geworden ist.
- Siehste, liebe Peter, da hast Du doch gestern Abend wenigstens einen Beitrag zur Unterstützung der heimischen Wirtschaft geleistet!
Der Womostellpatz von Ploumoguer , einem gemütlichen Örtchen mit hübscher kleiner Kirche und mit allem, was ein Wohnmobilist so braucht (Tante-Emma-Laden, Bäckerei, Metzgerei, gemütliche Kneipe) ist hübsch angelegt mit vielen Blumen. Es gibt eine Ver- und Entsorgungsstation und ein Sanitärhaus mit Toiletten, Duschen und Waschmaschinen. Die schönen Badestrände sind leider nur mit Fahrrad oder Roller zu erreichen. Wir beschließen, hier zwei Nächte zu bleiben.
Am Abend suchen wir uns ein windstilles Grillplätzchen, wo wir unser Abendmahl zubereiten und verspeisen können. Ein junges Mädchen aus dem Dorf (mit schönen Öhrchen, behaupten unsere Männer) kassiert die Stellplatzgebühr (15 FF/Nacht). Ein Teil der Truppe kann heute durchaus als TT (= trübe Tassen)  bezeichnet werden und geht früh in die Kojen. Christel, Peter und wir sitzen noch lange zusammen und philosophieren über das Leben, die Liebe und Gott und die Welt.

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