Fünfter Teil: Schiffstour entlang der Küste der Mönchsrepublik
 


26. Mai

Das Wetter ist besser, aber immer noch nicht optimal für ein Strandleben nach unserem Herzen. Petra hat aus der Heimat gemeldet, dass laut Großwetterlage in dieser Gegend noch bis Mittwoch voraussichtlich mit sehr wechselhaftem Wetter zu rechnen ist. Nach einigem Zaudern – es fällt mir schwer, mich von diesem herrlichen Strand loszureißen, entschließen wir uns zur Weiterfahrt. Bevor wir Sithonia verlassen, wollen wir allerdings den mittleren der drei Chalkidike-Finger noch einmal umrunden und von Ormos Panagia, der kleinen Hafenstadt im Nordosten von Sithonia eine Schiffstour unternehmen, bei der man von der Seeseite aus die Klöster der Mönchsrepublik am Berg Athos besichtigen kann.

Nach dem Frühstück machen wir uns also startklar. Wehmütig nehme ich Abschied von diesem schönen Fleckchen Erde, an dem uns leider kein schönes Wetter beschieden war.

 

Wir fahren Richtung Süden auf Sarti zu, das wir nicht einmal besichtigt haben. Es soll ein zauberhafter kleiner Ort sein, der trotz des neuerdings über ihn hereingebrochenen Tourismus noch nicht den Charme des verschlafenen Dörfchens mit romantischen Gässchen und kleinen Läden verloren haben soll.

 

3 km südlich gibt es in einer schönen felsumsäumten Sandbucht noch einen freien Stellplatz. Am Platz „La Platania“ soll morgens sogar der Bäcker seine Waren und die Bauern Obst und Gemüse anbieten. Hätte ich mir auch gerne mal angesehen.

Die Campingplätze, an denen wir vorbeikommen (besonders schön: Platanitsi Beach bei Sarti), sind noch nicht geöffnet. Verständlich angesichts des Wetters – wir sind wohl 2 Wochen zu früh in dieser Gegend.

Bei Kalamitsi hat man einen phan-tastischen Blick auf die südlichsten Kaps von Sithonia.

Über den Felsrücken von Kap Drepanon erreichen wir die Passhöhe und fahren hinunter nach Porto Koufos, wo man, wäre das Wetter besser, gut einen Badestopp einlegen könnte, denn es gibt genügend Parkmöglichkeiten am Hafen.

Bei Toroni, dem nächsten Ort, gibt es an der Küstenstraße (parallel zur größeren oberhalb davon verlaufenden Hauptverkehrsstraße, auf der wir uns befinden) einige freie Stellplätze an Sandbuchten. Es gibt auch einige Campingplätze in dieser Gegend.

Wir nähern uns nun Néos Marmaras, dem Hauptort der Halbinsel, der in der touristisch sicherlich am meisten erschlossenen Gegend von Sithonia liegt. Porto Carras, das unmittelbar daneben liegt, ist für meine Begriffe eine Bausünde in dieser Gegend. Es wurde 1970 von dem griechischen Reeder und Multimillionär Ioannis Carrás gegründet. Er baute hier drei riesige mehrgeschossige Hotels in den Hang über der Bucht, eine private Marina und viele Sportstätten.

Kurz vor Néos Marmaras führt eine Straße bergauf in das wunderschöne, liebevoll restaurierte Bergdorf Parthenónas, dessen Besichtigung sicherlich lohnenswert wäre, aber wir verkneifen es uns, weil wir nicht zu spät in Ormos Panagia ankommen wollen..

Der Hafen von Néos Marmaras sieht so hübsch aus und liegt so einladend im herbeigesehnten Sonnenschein, dass wir uns entschließen, hier einen Stopp zu machen. An der Nordseite des Hafens entdecken wir einen großen Parkplatz, wo wir unsere Womos bequem abstellen können.

 

Wir bummeln durch die geschäftigen Sträßchen am Hafen. Hier wimmelt es von Touristenshops mit dem üblichen Angebot: neben Kitsch en masse gibt es auch T-Shirts, Baseballkappen und Sonnenbrillen von den bekanntesten Modedesignern der Welt – Donna Karan NY, Versace, Chanel, Gucci und wie sie alle heißen. Zu Preisen, für die man keine Otto-Normal-Klamotten bekommen könnte, und die den Großen der Modewelt sicher bittere Tränen in die Augen treiben würden. Ulla ersteht für ihren Sohn „echte Oakley-Sunglasses“ für sage und schreibe 10 €. Auch eine Oakley-Kappe für den Enkel muss noch mit. In einer kleinen Boutique etwas abseits von der Ramsch-Straße entdecke ich etwas ausgefallenere Mode ohne falsche Labels. Eine lässige Hose gefällt mir besonders gut, jetzt ist sie mein.

 Am Hafen liegen auch hübsche kleine Lokale, und wir hocken uns dort nieder zu einem kleinen Mittagsmahl. Frisch gestärkt setzen wir unsere Fahrt fort. Im Grunde gefällt uns die Westseite von Sithonia besser als die Ostseite, doch es stimmt schon: Wer die Einsamkeit sucht, ist hier am falschen Platz.

Am späten Nachmittag kommen wir in dem hübschen kleinen Hafen von Ormos Panagia an. An der Hafenmole finden wir zwei ordentliche Stellplätze für die Nacht, und die  Womos scheinen hier auch sicher zu stehen, wenn wir auf Sightseeingtour gehen. 

Die Männer erkunden im Ticket-Office, das direkt am Hafen liegt, die Preise und Abfahrtszeiten für die geplante Athos-Tour. Ein billiges Vergnügen ist das nicht: pro Person 40 €! Das Büro wird von einer Deutschen geleitet, die mit einem Griechen verheiratet ist. Ihre beiden kleinen Töchter erklären unseren Männern in gutem Deutsch und äußerst geschäftstüchtig, was wir bei der teuren Tour alles geboten bekommen. – Na, dann werden wir also mal ans Vermögen gehen müssen, um uns das alles nicht entgehen zu lassen.

Wir verbringen einen sehr ruhigen und gemütlichen  Abend im Hafen von Ormos Panagia.

 

27. Mai

Pünktlich um 9 holen die Männer die Tickets im Büro ab. Kurz nach 9 überschwemmen bereits Busladungen von Touristen den Hafen und gehen vor dem Schiff in Stellung. Nun wird’s Zeit, dass wir uns auch anstellen, sonst sind die besten Plätze an Bord schon besetzt.

Ulla flitzt wie ein geölter Blitz aufs Oberdeck, wo sie windgeschützt am Schiffsheck einen Tisch belegt. Einen besseren Platz konnten wir gar nicht finden!

Ovale Legende: Ahoi!

Bevor das Schiff ablegt, werfen wir schnell noch einmal einen Blick in den Reiseführer, um zu sehen, was uns heute erwartet.

Seeroute von Ormos Panagia, mit Aufenthalt  (ca. 2 ½  Stdn.) in Ouranapolis

Der Himmel sieht nicht sehr freundlich auf uns herab, hoffentlich bleibt es wenigstens den Tag über trocken!

Unser Hardy hat sich vorsichtshalber drinnen einen Tisch gesucht – man weiß ja nie (oder hat er Infos von Oma Olga, die er uns verschwiegen hat?). Uns gefällt’s jedenfalls auf unserem Freiluftplatz hervorragend.

 

Als die ersten Sonnenstrahlen aus den Wolken hervorblitzen, traut sich auch Hardy der Umsichtige an Deck und gibt seinen Vorzugsplatz im Salon auf, um wieder mit seiner Ulla vereint zu sein.

Nach ca. 1 Stunde Seefahrt kommt das erste Kloster unterhalb des Berges Athos in Sicht. Leider ist es heute sehr diesig, und wir bedauern, dass unsere Fotos nun ziemlich unscharf sein werden.

  Nea Skiti

 

Das Rückgrat des größtenteils dicht bewaldeten 3. Fingers der Chalkidike-Halbinsel bildet ein 300-600 m hoher Bergrücken, der ganz im Süden vor dem abrupt 2033 m hoch aufsteigenden Felsmassiv des Berges Athos endet.

Und wieder verhüllt er sein Haupt...

Die ersten Eremiten ließen sich hier bereits im 8. Jh. nieder, zur ersten Kloster-gründung kam es im Jahr 963. Zeitweilig lebten auf Griechenlands „Heiligem Berg“ über 40 000 Mönche, heute sind es etwa 1700. Sie verteilen sich auf 20 Klöster, denen kleinere, klosterähnliche Skiten und an einfache Bauernhöfe erinnernde Kellien angehören. Ihre inneren Angelegenheiten regeln die Klöster selbst, die Geschicke der Republik lenkt die „Heilige Gemeinschaft“, in die jedes Kloster einen Vertreter entsendet. Sie tagt im Verwaltungsort Karies.

Seit der 1000-Jahr-Feier im Jahr 1963 hat sich das Gesicht des Heiligen Berges rasant verändert. Damals wurden die ersten Staubstraßen gebaut, heute verbinden sie fast alle Klöster untereinander.  Auf ihnen verkehren auch Unimog-Taxis für Pilger, Forst- und Baufahrzeuge. Die Klöster lassen des Geldes wegen Teile der Wälder abholzen; viele Klöster werden mit Geldern aus Griechenland und Brüssel restauriert und modernisiert. Wie bisher werden täglich maximal zehn Ausländer für drei Nächte eingelassen; für Frauen bleibt die Mönchsrepublik tabu. Selbst weibliche Haustiere sind vom Athos verbannt. Nur Mönche, die lkonen malen, dürfen Hühner halten: Sie benötigen für ihre Arbeit frische Eidotter.

  

Agíou Pávlou

In Agíou Pávlou leben 90 Mönche aus Zákinthos und Kefalloniá. Seine Bibliothek besitzt 13000 Bücher und Manuskripte.

Ein Kloster nach dem anderen zieht an uns vorüber. Unglaublich, dass es noch so viele fromme Männer gibt. Oder ob sich da nicht auch viele Anhänger der gleichgeschlechtlichen Liebe ein ungestörtes stilles Glück ermöglichen? So viele Männer auf einem Haufen – gesund finde ich das nicht. Aber wer fragt mich schon?

Agiou Dionysíou

 

Grigoríou

Símonos Pétras
 

Símonos Pétras wurde nach dem heiligen Simon benannt, der das Kloster im 14. Jahrhundert erbauen ließ, nachdem er an Heiligabend ein seltsames Licht auf diesem abgelegenen Hügel brennen sah.

Xenofóntos

 Docheiaríou

  

oben: Über dem kleinen Klostergebäude sieht man den Anfang der Mauer, die die Mönchsrepublik von Griechenland trennt.

 

Interessantes zum Leben auf Athos:  

Hier herrscht die byzantinische Zeit. Mitternacht ist bei Sonnenaufgang, und die Morgenandacht beginnt eine Stunde früher – nach griechischer Zeit also etwa um 3 oder 4 Uhr früh. Ein Mönch macht dann seine Runde und schlägt mit einem Holzhammer auf ein Brett, um die anderen zum Gebet zu rufen. Die Mönche essen nur zweimal am Tag, und zwar überwiegend Nahrungsmittel aus eigener Produktion. An den 159 Fastentagen im Jahr essen die Mönche sogar nur einmal am Tag. 
 

 

Wachturm am Hafen von Ouranopolis

Kurz nach  13 Uhr landen wir in Ouranopolis, dem Ort an der Grenze zur Mönchsrepublik, zugleich die größte Stadt auf der Atos-Halbinsel.Zu unserem Entsetzen hören wir, dass das Schiff erst um 16 Uhr wieder ablegen wird. Was soll man denn hier so lange anstellen? Könnte es sein, dass dies ein geschicktes Förderprogramm für die heimische Wirtschaft ist (essen und Ramsch kaufen zu teuren Preisen...)?

Nachdem wir die Strandpromenade  einmal entlang gelaufen sind, suchen wir  uns  am  Strand  ein  hübsches und einigermaßen ruhiges Picknick-Plätzchen, wo wir unsere Rucksack-Delikates-sen stilvoll genießen können. Wir finden sogar eine richtige Picknick-Hütte am Meer und beneiden die Leute in den Nepp-Lokalen nebenan kein bisschen.

 

 

Nachdem wir Rotwein, Brot, Tomaten  und Cabanossi vertilgt haben, machen wir uns auf, den Rest des Ortes zu erkunden. - Wobei es da allerdings nicht viel zu erkunden gibt… Die Strandpromenade wird - neben den bereits erwähnten Essgeschäften  - gesäumt von den üblichen Läden voller billiger Souvenirs, noch billigerer Textilien und natürlich Schmuck.

Auch in der nächsten Straße gibt es Kitsch as Kitsch can und immer wieder die gleichen Klamotten – natürlich auch von den großen Modeschöpfern dieser Welt.

Günther und Hardy – umgeben von so viel Haute Couture, wollen auch einmal zu den Schönen und Reichen gehören. Der Herr von Welt geht mit Hut!

So suchen sie sich eine passende modische Kopfbedeckung aus. Günther einen Strohhut, Hardy ein zartes Etwas in hellblau. Wer behauptet hier, dass die Kombination blau & Stroh  zu ihren Köpfen passt? Ich werde mich hüten!

 

Nachdem wir die Champs Elysées von Ouranopolis abflaniert haben, spazieren wir noch ein Stück auf der Uferpromenade und verbringen die Zeit bis zur Abfahrt unseres Schiffes dann auf einer Bank am Meer.

Als das Schiff endlich wieder landet, schummele ich mich durch die am Anleger bereits Schlange stehenden Mitmenschen bis nach vorne, springe als eine der ersten aufs Schiff und annektiere erneut umgehend „unseren“ Tisch, auf den bereits ein anderer Passagier ein lüsternes Auge geworfen hat. Ich war knapp eine Zehntelsekunde schneller.

 

 

Auf der Rückfahrt haben wir Traumwetter, die Sonne strahlt aus einem stahlblauen Himmel, der durchaus mit dem tiefblauen Meer konkurrieren kann. Schneeweiße Möwen folgen in Scharen unserem Schiff.

Wir entblättern uns so weit wie möglich und nehmen ein verdientes Sonnenbad. Schließlich haben wir lange genug auf solch ein Wetter gewartet!

Bei unserer Rückkehr stehen unsere Womos unbehelligt auf der Mole. Ich flitze noch schnell zum Ticketoffice, um die Deutsche, die dort arbeitet, zu bitten, mir die Telefonnummer von Stamous aus dem Telefonbuch herauszusuchen. Günther versucht nämlich seit Tagen vergeblich, unsere Freunde in Athen anzurufen. Sie haben bestimmt eine neue Nummer. Die Frau kann uns leider auch nicht helfen, aber ich erfahre durch sie die Nummer der griechischen Auskunft. Bei einem Anruf dort stellt sich heraus, dass Stamous tatsächlich eine neue Nummer haben. Ich telefoniere mit Ares, dem Sohn, der uns berichtet, dass seine Eltern abends zu Hause sein werden.

Wir halten uns nun nicht mehr lange auf und starten nach Agios Triada, dem kleinen Ort am Meer bei Thessa-loniki, in dem wir bereits einmal eine angenehme Nacht verbracht haben. Wir wollen heute Abend noch einmal in dem Lokal an der Promenade essen.

Für morgen früh haben wir erneut einen Besuch von Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands, geplant.

Auch heute werden wir in dem Restaurant am Strand nicht enttäuscht. Ich wähle meine Seezunge in der Küche selbst aus. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass das Tierchen, das ich mir ausgesucht hatte, wohl noch im Kindergartenalter gewesen sein muss – es war gerade mal was für einen hohlen Zahn. Der Preis dafür war jedoch eher was für ein volles Portemonnaie.

Anschließend telefonieren wir mit Stamous, die sich schon auf unseren Besuch freuen. Sie wollen uns in ihr Wochenendhaus bei Lamia einladen

Ein herrlicher Sonnenuntergang krönt diesen schönen Urlaubstag!

Fortsetzung: Thessaloniki - Tempetal - Agios Konstantinos - Arkitsa