AG00348_1.GIF (5659 Byte)                  Kanada - St. Lorenz-Strom


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Gegen 16 Uhr erreichen wir die Grenze. Es gibt nur eine kanadische Passkontrolle, besetzt mit zwei jungen Grenzern, die mit unserem deutschen Fahrzeug und unseren Papieren überhaupt nichts anzufangen wissen. Beide zucken die Achseln und lassen uns fahren.

Nun sind wir also in Kanada!

Außer der Sprache – wir sind hier im französisch sprechenden Teil Kanadas – ändert sich auf den ersten Blick auf der anderen Seite der Grenze nichts – wenn man davon absieht, dass die Häuser zunehmend geschmackloser aussehen (fällt mir auch immer beim Grenzübergang von Holland nach Belgien auf). Hier sind knallrote, lila und türkisfarbene Dächer wohl der Hit.

An Montreal, das wir vor unserem Rückflug noch besichtigen wollen, fahren wir zügig östlich vorbei und suchen uns, weil es inzwischen stockdunkel ist, in Nicolet am St-Lorenz-Strom einen Campground (Pool "closed", für hiesige Verhältnisse ist es schon zu kalt, heißt es, was wir kaum glauben können, weil es so schön warm ist). Der Platz ist nicht übel, aber seine Lage nichts besonderes (keine Empfehlung wert).

Auch hier hat man rund ums Wohnmobil bunte Lämpchen – immer noch vom Labor Day? Wir fühlen uns wie auf der Kirmes.

1. September

Gegen 10 Uhr fahren wir weiter. In Québec ist Quick-Sightseeing angesagt, d.h. wir fahren einmal an den schönsten Sights vorüber – klick, klick, surr.... Man muss Prioritäten setzen, sagt der Boss...

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Québec – Château Frontenac (vorne Teile der Stadtmauer)

Québec ist übrigens die einzige Stadt Nordamerikas, die von einer Stadtmauer umgeben ist.

Nur schwer können wir uns entscheiden, ob wir am West- oder Ostufer des St. Lorenz Stroms entlang fahren sollen. Schließlich gewinnt der Westen, was nicht politisch begründet ist.

Vorbei an den Montmorency-Wasserfällen, die 83 m in die Tiefe stürzen, erreichen wir Ste-Anne-de-Beaupré, wo wir den Highway 138 verlassen, um uns die dortige Wallfahrtskirche anzusehen. Hier sollen seit dem 17. Jahrhundert Blinde sehend und Lahme gehend geworden sein.

Nördlich des Wallfahrtsortes sind die Chutes Sainte Anne zu besichtigen, weitere prachtvolle Wasserfälle, die wir uns trotz unserer etwas knapp bemessenen Zeit nicht entgehen lassen wollen.

Mit einem Bus wird man hier bis in die Nähe der Wasserfälle gefahren. Man muss dann allerdings einen ziemlich steilen Anstieg bewältigen, um auf die Höhe des Wasserfalls zu gelangen. Der Schweiß fließt in Strömen, so dass wir uns, endlich oben angekommen, am liebsten ins Wasser stürzen würden. Obwohl – besser doch nicht.

Die Chutes Sainte Anne sind nämlich 75 m hoch und stürzen mit einer Gewalt von 100.000 Litern je Sekunde (im Sommer weniger) in die Tiefe. Der Fluß Sainte Anne hat seinen Ursprung in über 30 Seen, die in dem riesigen Naturschutzgebiet Réserve faunique Laurentides liegen. Bei Beaupré mündet er in den St-Lorenz-Strom. Es fällt uns auf, dass das Wasser des Flusses ganz braun ist. Dies ist bei allen Flüssen, die im kanadischen Schild entspringen, wohl ganz natürlich, denn die Färbung entsteht durch Säuren, die sich im Waldboden befinden und durch viele Rinnsale in die Flüsse gelangen. Auch Metalle wie Eisen und Mangan spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle.

Über sehr gut angelegte Stege und Treppen kann man seitlich am Wasserfall entlang absteigen, bis man dessen Ende – nennt man das "Fuß"? - erreicht hat. Dabei überquert man den Wasserfall 4 mal über schwankende Holzhängebrücken, was wahrhaft spektakulär ist.

Die Weiterfahrt beschert uns dann weniger Spektakuläres. – Wie im Sauerland, denke ich. Nur hin und wieder erhascht man einen Ausblick auf den St-Lawrence.

Am frühen Abend, nördlich von Cap à l’Aigle, kommen wir dann in das Kanada, von dem wir geträumt haben: kleine Fjorde und Seen, dichte Nadelwälder – einfach schön.

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Bei Tadoussac überqueren wir mit einer Fähre den Fjord du Saguenay. Hier sollen sich auf dem St-Lawrence zu dieser Jahreszeit die Wale tummeln. Wir suchen den Strom mit unserem Fernglas ab – nichts (the same procedure as ev’rywhere – oder wie war das mit den Elchen in Norwegen?). Man muss wohl tatsächlich mit einer der Wale-Watching-Tours hinausfahren, um dieses Schauspiel erleben zu können. Schade, dazu haben wir keine Zeit mehr, denn unser Hiram soll übermorgen früh im Hafen von Sept-Iles verladen werden.

In Tadoussac übernachten wir auf einem Campground mit Traumblick auf den St-Lorenz-Strom (Camping Tadoussac Tel. 418-235-4501, $ 25). Der Platz ist sehr schön angelegt!

Beim "armen, einsamen Holz-umstoßer" (nur wer wie ich in den 60ern Axel von Radio Luxemburg gehört hat, weiß, wer das ist) kauft Günther einen Stapel Brennholz, so dass ein gemütliches Feuerchen unser Grillmahl verschönt und uns afterwards wohlige Wärme spendet beim Betrachten des Sternenhimmels (wie immer überschäumende Wiedersehensfreude angesichts des Großen Wagens, weil er definetely das einzige Sternbild ist, das wir mit Sicherheit erkennen). Auch die Lichter entlang der Bay lassen romantische Feelings aufkom-men. – und Wehmut schleicht sich ein: Morgen ist der letzte Tag unserer Womotour!

2. September

Heute fahren wir durch eine herrliche Fjordlandschaft mit eingestreuten Seen und kleinen Dörfern. Der Himmel ist zwar grau, aber wir finden, dass das besser zu unserer wehmütigen Abschiedsstimmung und dieser Gegend passt als strahlender Sonnenschein.

Letzte Einkäufe werden getätigt – eine weitere Jeans für eins der Kinder (doppelt so teuer wie in den USA, aber immer noch billiger als bei uns).

Als wir Sept-Iles erreichen, fängt es zu regnen an. Wir erkunden, wo der Anlegeplatz des Schiffes Alouette ist, mit dem unser Womo zurück nach Europa geschippert werden soll und fahren dann zum Flughafen von Sept-Iles, da wir unseren gebuchten Flug um einen Tag vorverlegen wollen (wir sind informiert worden, dass die Abfahrt der Alouette einen Tag früher sein wird). Die Umbuchung ist problemlos, wir müssen nicht einmal eine Gebühr bezahlen. Unser Rückflug wird also morgen um 13 Uhr sein.

Der Campground von Sept-Iles, den wir bei einbrechender Dunkelheit erreichen, liegt wunderschön mit Blick auf den Strom, ist aber bereits geschlossen (obwohl er laut Woodall’s Camp Directory bis 15.9. geöffnet haben müsste). Alle Einrichtungen sind mit Brettern vernagelt, doch das Eingangstor ist offen. Wir fassen das als Erlaubnis auf und stellen uns auf den schönsten Aussichtsplatz, wo wir erst einmal dinieren. Günther muss die restlichen Bierchen vernichten – so sieht er dann auch aus und ist zu müde zum Koffer packen. Ich verbanne ihn aufs "Sofa", damit er mir aus den Füßen ist. Auf diese Art sind die Koffer schnell gepackt, und wir können uns zur Ruhe begeben – ein letztes Mal in unserem Hiram, der morgen in See stechen soll.

3. September

Morgens gegen 10 fahren wir zum Hafen, wo das Schiff bereits wartet, das unser Womo nach Europa zurückbringen wird. Schweren Herzens trennen wir uns von unserem Hiram. Das Taxi, das uns zum Flughafen bringen soll, wartet auch schon.

Mit einem kleinen Flieger geht es nun nach Montreal, wo wir noch zwei Tage Zeit zum Sightseeing haben werden, bevor wir nach Deutschland zurückfliegen.

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